Ich habe das, was du brauchst

Ich habe das, was du brauchst! So, oder so ähnlich fangen Geschichten an, und zwar solche, die kein gutes Ende nehmen.

Neulich bekomme ich von einem entfernten Bekannten ein Fahrrad angeboten. Es ist also ein Bekannter, den ich nur vom sehen her kenne. Er meint, da er mich ja viel mit dem Hund spazieren laufen sieht, da dachte er, könnte ein Fahrrad nützlich für mich sein.

Kaum ausgesprochen, macht er auch schon riesig Werbung für das Fahrrad. Es sähe noch wie neu aus, 10-Gang-Schaltung und ein Leichtgewicht, sogar Licht gäbe es am Fahrrad und eine Luftpumpe existiert auch noch.

Abgesehen davon, dass ich auf Sizilien rein aus sicherheitstechnischen Gründen nicht Fahrrad fahre, kommt mir das alles sehr spanisch vor! Da fällt mir nämlich sofort eine alte Geschichte ein, die es wirklich in sich gehabt hat.

Ich habe das, was du brauchst

Ich habe das, was du brauchst! So fängt auch meine Geschichte an. Als sich mein Haus damals im Bau befindet, brauche ich natürlich auch eine Wasserpumpe für meinen Brunnen. Solche Bedürfnisse machen, vor allem in einem kleinen Ort, schnell die runde und zwar dann, wenn jemand Geld braucht.

Gaspare, ein Freund meines Bekannten Francesco, der einen kennt, der wieder einen kennt, der genau das hat, was ich brauche. So, oder so ähnlich, war das. Ich brauche eine Wasserpumpe für meinen Brunnen und irgendwer hat genau so eine.

Ich als Frischlingssizilianerin finde das super und freue mich, dass die Leute da so an mich denken. Es ist angeblich eine Wasserpumpe mit Top-Leistung zum günstigen Preis, also nehme ich das Angebot gerne an. Die Wasserpumpe wird auch bald geliefert und ich bezahle erst, als ich die Wasserpumpe in Händen halte. Denn bescheißen* lassen will ich mich ja nicht, man hört ja so einiges.

Der Aufbewahrungsort

Da mein Haus noch lange nicht fertig ist, wird die Wasserpumpe im Haus der Eltern von Francesco gelagert, wie mein Umzugsgut auch.

Es dauert nicht lange, da kommt Gaspare zu Francesco und sagt, die Pumpe muss her, und zwar so schnell wie möglich! Wo die ist, will er wissen. Francesco sagt, dass die im Haus seiner Eltern ist. Sie steht wohlbehütet im Abstellraum, dort wo meine anderen Sachen auch lagern.

Gaspare erklärt nicht lange und fackelt auch nicht lange herum. Er setzt sich ins Auto, fährt zu den Eltern von Francesco, klingelt und sagt, dass er etwas braucht, dass hier im Haus gelagert ist. Francescos Vater hat natürlich keine Ahnung, was wir so für Geschäfte machen und natürlich auch keine Ahnung, dass in seiner Abstellkammer eine Wasserpumpe steht.

Gaspare ist einer der Menschen, die nicht nur keine Geduld haben, sondern bei denen es auch noch zack zack gehen muss. Also schiebt er den Vater von Francesco zur Seite, geht ins Haus und holt kurzerhand die Wasserpumpe aus der Abstellkammer. Bedankt sich, grinst breit und fährt auch schon wieder los. Da steht Francescos Vater immer noch sprachlos in der Türe. So bekommen wir das von Gaspare erzählt, der immer noch breit grinst.

Die Moral von der Geschicht‘

Was wir dann erfahren ist natürlich echt ein dickes Ding, denn wie wir jetzt von Gaspare hören, wurde die Wasserpumpe quasi auf Bestellung geklaut. Ich habe eine Pumpe gebraucht und der Bekannte von Gaspare wusste wo es eine gibt – nämlich bei seinem Nachbarn, dem Generalkommandanten des Ortes! Der hat den Diebstahl natürlich sofort bemerkt, da es nicht die Wasserpumpe aus seinem Brunnen war, sondern die des Hauses, sprich; ohne Pumpe kein Wasser! Da geht vermutlich der Oberbulle aufs Klo und kann nicht spülen, klar merkt der da gleich das irgendwas Wichtiges fehlt.

Jedenfalls hat der Generalkommandant sofort seinen drogensüchtigen Nachbarn im Verdacht, der wiederum Angst vor Strafe hat und deshalb so schnell wie möglich die Pumpe wieder zurück haben will. Der Generalkommandant setzt ihm nämlich ein Ultimatum, bis wann die Pumpe in der Bar von Gaspare zu sein hat. Gaspare selbst, kein unbescholtener Bürger, weiß was das heißt und handelt entsprechend.

Die Moral von der Geschicht‘ trau verlockenden privaten Angeboten nicht und auch nicht den Freunden des Freundes, und dessen Freunde! Denn die Wasserpumpe war weg und natürlich auch das Geld – mein Lehrgeld!

Ach ja übrigens, das Angebot für das Fahrrad habe ich dankend abgelehnt.

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