Mein sizilianisches Auto

Mein sizilianisches Auto. Ein Auto auf Sizilien zu kaufen ist gar nicht so einfach. Ohne Einheimische leider schwierig.

Ein Auto muss her

Ein Auto muss her! Diesen Gedanken habe ich schon seit geraumer Zeit, denn ich sitze nun seit Monaten wegen Covid19 ohne Auto auf Sizilien fest und habe endgültig die Nase voll. Es ist hier ja nicht so, dass ich mitten in der Stadt wohne, nein, ich wohne in einem klitzekleinen Ort, der noch täglich von fahrenden Händlern besucht wird.

Deshalb entscheide ich mich dazu, endlich ein Auto zu kaufen. Ein kleines, praktisches Tütü, ohne viel Schnickschnack und billig natürlich. Also machen wir uns auf die Suche nach einem Auto und landen bei einem Autohändler den mein Freund kennt. Da stehen auch ein paar schicke Autos, Gebrauchte und Neue, es gibt kleine und praktische Fiat 500, aber ich entdecke im hintersten Eck ein noch kleineres Auto, nämlich einen Fiat Panda 4×4. Das ist genau mein Auto, klein und ideal für die Straßenverhältnisse auf Sizilien.

Beim Autohändler

Der Autohändler kommt und wir fragen ihn, ob das Auto auch verkauft wird, da wir kein Schild sehen. Er bejaht die Frage und holt sofort den Schlüssel. Ich bin zwar kein Experte, aber für mich hört sich der Motor einwandfrei an, das Auto macht auf mich auch einen guten Eindruck und die Reifen, die sind echt das Beste am Auto:

Ein schönes Auto für eine Frau

Wir setzten uns sofort in das Auto und machen eine Probefahrt. Da ich dachte, dass sich mein Freund da besser auskennt als ich, lasse ich ihn fahren. Er fährt eine kleine Runde und findet, dass das Auto super fährt.

Der Verkäufer fragt mich inzwischen zum vierten Mal, ob ich das Auto wirklich kaufen möchte. Langsam finde ich das komisch und ich frage ihn, ob das Auto denn einen Schaden hat und er mir deshalb davon abraten möchte. Er verneint das vehement und sagt, dass es für ihn nur seltsam wäre, dass ich als Frau so ein Auto kaufen möchte. Ja, ich bin praktisch veranlagt und das Äußere hat nicht immer Priorität. Er verspricht mir noch, dass er das Auto putzen lässt, mir Teppiche für innen* kauft und mir das Auto schlussendlich in einem Top-Zustand übergeben möchte.

Ein Auto anmelden und seine Tücken

Ok, ein Sizilianer, ein Wort*. So denke ich bis dahin noch. Er drückt mir die Papiere in die Hand und sagt, ich soll das Auto ummelden. So fahren wir in ein Büro, dass solche Dinge, wie Auto ummelden erledigt, hier geht man dafür nicht zum Landratsamt, sondern zu einem „Consulenza Automobilistica“.

Es stellt sich heraus, dass ich ohne Wohnsitz kein Auto anmelden kann, ich muss wenigstens ein Domizil anmelden. Das möchte ich aber auf keinen Fall, denn wenn ich auf diese Weise das Auto anmelde, dann würde ich als Fahranfänger gelten und dieses kleine Tütü würde mich für 6 Monate über 800 Euro Versicherung kosten, dazu kommt noch die Ummeldegebühr von 370 Euro! Das wäre am Ende mehr als mich das Auto gekostet hat. Kommt für mich also nicht in Frage.

Wir bringen den Fahrzeugbrief wieder zurück und sagen, wir müssen erst mal überlegen, wie wir das in diesem Fall machen können. Die Lösung hat mein Freund. Wir melden das Auto also kurzerhand auf seine Schwester an und ich darf auf ihren Versicherungsprozenten herumfahren. Kostenersparnis im ersten Jahr ca. 1.000 Euro und ab dann ca. 1.400 Euro. Und die Erkenntnis, dass mein Auto ein Oldtimer ist und ab nächstem Jahr nur noch 100 Euro Versicherung jährlich kostet erfreut mich zusätzlich.

Der TÜV und andere Unannehmlichkeiten

Wieder zurück zum Autohaus, Auto bezahlen so dachte ich und los geht’s. Auto bezahlen und dann schiebt der Autoverkäufer 50 Euro in Richtung meinem Freund, mit der Bitte, „fahr doch du schnell zum TÜV“. Das „schnell“ dauert insgesamt zwei Tage plus ein Wochenende! Und warum? Weil das Auto beim ersten TÜV nicht durchkommt, wegen der Bremsen, beim zweiten TÜV ebenfalls nicht, wegen der Bremsen und dann wegen den notwendigen Reparaturen. Als ich dann am Montag beim Autohändler anrufe und frage, ob denn mein Auto endlich fertig sei, da war er ganz sprachlos, warum ich das Auto denn nicht schon längst habe. Tja, ganz einfach, weil er vergessen hat mir Bescheid zu geben.

Da mir das Auto nicht wie versprochen in einem Top-Zustand übergeben wurde, schrubbe ich selbst das Auto und stelle eine ganze Liste mit Mängeln zusammen. Das hintere Seitenfenster hängt nur am Öffnungsriegel, die Scharniere sind kaputt, der Sicherheitsgurt des Beifahrers funktioniert nicht, die Innenbeleuchtung ist kaputt, der Tacho funktioniert nicht (trotz TÜV), der Blinker funktioniert nicht und so weiter*… Aber es ist jetzt schon mein geliebtes sizilianisches Auto*.

Eine fast unendliche Liste, ganz abgesehen davon, dass der Autoverkäufer mir ein Auto in einem „Top-Zustand“ übergeben wollte, fehlen nach wie vor die Teppiche und geputzt war es ja auch nicht.

Mein sizilianisches Auto ist begehrt

Aber man glaubt es kaum, die ersten Angebote für mein Auto habe ich bereits erhalten. Es ist, trotz seines Alters von 34 Jahren, ein sehr gesuchtes Fahrzeug, dass auf Sizilien zumindest, seine Abnehmer hat. Aber jetzt fahre ich erst einmal ein bisschen in der Gegend herum, ich habe da was nachzuholen.

Das Gefühl schnell zu fahren

Ach ja, inzwischen war das Auto nochmal in der Werkstatt. Ich habe da doch meine Ansprüche und immer noch meine lange Liste mit den Mängeln. Mir ist es auch wichtig, dass der Tacho funktioniert, irgendwie habe ich immer das Gefühl, dass ich wie ein Schwein fahre. Als ich das Auto aus der Werkstatt* abhole und nach Hause fahre, rase ich so dahin und mir fällt plötzlich ein, dass ja jetzt mein Tacho wieder funktionieren sollte. Als ich drauf schaue, war mein erster Gedanke, der Tacho funktioniert nicht richtig, er kann nicht funktionieren! Denn meine Haare wehen im Wind, die Geräusche sind Ohrenbetäubend, alles ein Indiz für schnelles fahren. Aber nein, ich werde überholt! Mein Gefühl, dass ich wie ein Schwein fahre kommt eindeutig von den Geräuschen die meine Reifen abgeben. Mein Tacho zeigt nämlich ganze mickrige 55 km/h !

Trotz allem, mein geliebtes sizilianisches Auto würde ich nie wieder hergeben. Wobei ich tatsächlich darüber nachdenke, ob es sich nicht lohnen würde, wenn ich lerne mein Auto selbst zu reparieren*.

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