Wer hat’s gewusst?

Wer hat’s gewusst? Warum eine Steuermarke auf einer Flasche Alkoholika so viel über die Qualität aussagt, das erzähle ich in meinem Post.

Ich bin mal wieder beim Bauern, dort kaufe ich Olivenöl, dass zwar nicht den Biostempel hat, aber genau die gleiche Qualität. Michele, so heißt der Bauer, verzichtet auf den Biostempel, da ihm der ganze Aufwand zu groß ist. Jedenfalls habe ich einige Liter gekauft, die ich teilweise auch an meine Familie nach Deutschland schicke.

Michele hilft mir das Öl ins Auto zu laden, dabei fängt er an von seinem Passito zu schwärmen. Er erzählt mir, dass er, der kleine Bauer aus Petrosino, in Paris den goldenen Preis dafür bekommen hat. Michele hätte es sich im Traum nicht vorstellen können zu gewinnen, da er auch noch früher abreisen musste, reiste er zwar in der Hoffnung ab vielleicht einen Preis zu gewinnen, aber dass ihm der goldene Preis in Abwesenheit verliehen wurde, darüber informierte ihn sein Sohn per Handy. Er hat sich unter 2.000 Teilnehmern durchsetzen können und das zeugt wirklich von einem sehr, sehr guten Produkt.

Ein Aperitif geht immer

Er ist zu Recht sehr stolz auf seinen Passito und deshalb möchte er mich auf ein Gläschen einladen. Es ist zwar erst 17 Uhr, aber er meint, eine bessere Zeit gäbe es nicht. Abgesehen davon, ist auf Sizilien jede Zeit richtig, wenn es um den Genuss und ein gemütliches Beisammensein geht.

Was ist eigentlich ein Passito?

Da sitze ich nun in seiner Weinkellerei und was soll ich sagen, ich schmelze dahin vom außergewöhnlichen milden und süßen Geschmack des Passito* der aus der süßen Traube des Zibibbo hergestellt wird. Ich kenne zwar die Traube, möchte aber doch wissen, wie jetzt dieser Likörartige Wein* hergestellt wird. Michele winkt ab und lächelt milde. Es scheint ein wirklich aufwändiges Verfahren zu sein. Ich sehe es ihm an, wenn er daran denkt, dann spiegeln sich die ganzen Mühen auf seinem Gesicht wider. Aber er erzählt es mir dann doch.

Die Trauben werden von Hand geerntet, jede einzelne schlechte Traube aussortiert und anschließend getrocknet, damit so viel wie möglich Wasser verloren geht, um den Zuckergehalt zu steigern. Danach werden die Trauben von den Stilen befreit und vorsichtig gepresst. Anschließend erfolgt eine langsame Gärung, die öfters unterbrochen wird und erst nach zwei Jahren ist der Passito fertig. Michele nimmt, als er mit seiner Erzählung fertig ist, noch einen Schluck und auf seinem Gesicht verschwindet die Erinnerung der Mühen und es erscheint ein Ausdruck tiefer Zufriedenheit.

Etiketten lesen

Jetzt verstehe ich auch, warum auf dem Etikett als Produktionsdatum 2017 steht und ich verstehe, warum selbst er für eine Flasche 10 Euro verlangt.

Wer hat’s gewusst?

So und jetzt kommen wir zum Kern meiner Geschichte, nämlich zu dem, was ich nicht wusste. Im Supermarkt gibt es Alkoholika mit und ohne Steuerbanderolen. Bisher habe ich mich nicht gefragt, was der Unterschied zu den anderen Flaschen ist, die keine haben. Michele erklärt es mir und plötzlich wird mir so einiges klar!

So sieht sie aus, die Steuermarke. War extra im Supermarkt und da stehen die Flaschen mit Steuermarke in Reih und Glied.

Die Steuermarke bedeutet nämlich, dass dem Getränk Alkohol zugesetzt wurde. Der Alkohol ist also nicht schon aufgrund einer natürlichen Gärung entstanden und bedeutet eine mindere Qualität. Nämlich dahingehend, dass das Ausgangsprodukt nicht optimal war, dann kippt man einfach noch etwas Alkohol hinzu und voilà – schon ist ein minderes Produkt fertig! Aber nicht bei Michele, denn sein Passito enthält 14 % Alkohol.

Wer im Internet nachliest, der erfährt, das einem Zibibbo oder auch dem Malvasia niemals Alkohol zugesetzt wird, aber hier ist der Beweis, das dem nicht so ist.

Hier gibts Qualität ohne Pfusch

Michele hat jedoch einen Passito kreiert, der ohne diesen Pfusch auskommt und nicht nur deshalb den goldenen Preis dafür bekommen hat.

Michele der Dichter

Aber Michele kann wohl noch mehr als einen edlen Zibibbo, Olivenöl in Bioqualität und leckere Weine herstellen. Er ist auch ein gefühlvoller Dichter, der sein Sizilien liebt und in diesem Gedicht auch privates von sich Preis gibt. Hier das Gedicht, dass auf der Rückseite des Passito zu finden ist:

Wenn die Morgendämmerung die Natur erweckt
Licht, Hoffnung und Liebe
du bist mein Weg
seit vier Generationen
ich trete in deine Fußstapfen,
mein eigenes kleines Land inmitten des großen Meeres,
du weißt, wie man so viel Geschmack gibt
wie dieser Wein, süß, weich und duftend
edler Traubensaft
der Zibibbo genannt wird.
(M. Conticelli)

Nochmal meine Frage:

Wer hat’s gewusst? Ich jedenfalls nicht.

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