Sizilianische Parkplatzwärter

Sizilianische Parkplatzwärter. 1 € für’s parken auf die Hand – Pflicht oder nicht?

Wenn man auf Sizilien auf öffentlichen Parkplätzen parken möchte, dann lungert dort meistens nicht nur ein Typ herum, sondern mehrere Typen. Oft sehen sie heruntergekommen und manchmal auch ein bisschen kriminell aus. Ist der Parkplatz auch noch so leer, sie möchten trotzdem mit einer entschiedenen Handbewegung vorgeben, wo man zu parken hat.

Zu Beginn meiner Sizilien-Zeit habe ich mich da drüber ziemlich aufgeregt, als wenn ich nicht selber sehe, wo ich auf einem leeren Platz mein Auto parken kann. Dann sind die oft auch so penetrant und warten direkt neben der Autotüre. Kaum macht man die Türe auf, so wird einem auch gleich die offene Hand unter die Nase gehalten – will heißen – 1 Euro, und zwar zackig.

Es gibt Unterschiede bei den Parkplatzwärtern

Es sind aber nicht alle sizilianischen Parkplatzwärter gleich. Meistens sind es auch gar keine Sizilianer, sondern kommen aus aller Herren Länder und versuchen sich ein paar Euros zu verdienen. Auf meinem Stammparkplatz in Marsala stehen manchmal auch die Frauen und Kinder der Zigeuner und das sind wirklich die schlimmsten, aufdringlich, lästig und immer einen blöden Spruch auf der Lippe. Der letzte Spruch war: „Hallo Bella, wenn du deine Klamotten nicht mehr brauchst, dann bring sie mir, die gefallen mir!“ (Anm. d. Red.: Ich Kleidergröße 36, sie Größe 44)

Gibt es eine Parkplatz-Mafia?

Ich habe schon auf diversen Blogs gelesen, dass hinter den sizilianischen Parkplatzwärtern so etwas wie eine „Parkplatzmafia“ stecken soll, aber ich kann es mir nicht vorstellen, dass die Mafia* sich mit diesen läppischen Euros abgibt, die hier tagtäglich gesammelt werden, wäre ja lächerlich.

Deshalb habe ich mir heute mal die Zeit genommen und mit einem meiner „Lieblingsparkwächter“ gesprochen. Ja, so was gibt es auch, sympathisch, freundlich und immer den besten Platz für mich frei gehalten. Ich gebe diese Euros nämlich gerne an die Parkplatzwärter, immerhin versuchen sie arbeitend Geld zu verdienen und gehen nicht klauen. Pasquale ist so einer den ich nett finde, der steht jeden Morgen ab 8 Uhr auf dem Parkplatz und zeigt, wo ein freies Plätzchen ist. In Marsala sind die Plätze nämlich rar, da auch die Verkäufer, Barangestellten und Büromenschen irgendwo parken müssen. In der Innenstadt ist ein Parken fast unmöglich, enge Straßen und keine Parkplätze.

Also frage ich Pasquale, wie das geregelt ist, ob da ein großer Boss dahinter steckt, der die Parkplatzwärter einteilt? Da grinst er nur und meint, nein, da gibt es niemanden, er macht den Job schon seit über 10 Jahren. Eigentlich ist er Fischer, aber wenn das Wetter schlecht ist und er nicht rausfahren kann, dann muss er ja irgendwie Geld verdienen*. Wenn er nicht auf dem Parkplatz stehen kann, dann kommt ein anderer Typ. Da macht auch keiner dem anderen den Platz streitig. Wer zuerst kommt, der kassiert zuerst.

Sizilianische Parkplatzwärter: Job mit Risiko

Pasquale weiß, dass es verboten ist Geld zu verlangen und dass die Leute manchmal die Polizei rufen und die Parkplatzwärter anzeigen. Der Letzte hat 800 € Strafe kassiert. Er sagt, dass auch nicht jeder etwas gibt, manche geben 1 Euro, andere 50 Cent und wieder andere beschweren sich nur. Es wäre ganz unterschiedlich und die Einnahmen wären bei weitem nicht so, dass man davon leben könnte. Aber für ihn immer noch besser als gar nichts zu haben.

Ich denke mir immer, dieser eine Euro macht mich nicht arm, aber er hilft vielleicht anderen. Jedenfalls weiß ich jetzt, dass hier meine Hilfe zu 100 % ankommt und nicht in mafiösen Kanälen landet.

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