Wein selber machen wie anno dazumal. Nicht alles Neue ist gut. Viele alte Traditionen leben bis heute, so auch das Stampfen der Weintrauben für die Herstellung von eigenem Wein.
Die Weinlese ist wieder in vollem Gange, der Sommer ist ungewöhnlich heiß und hat die Trauben sehr süß werden lassen. In immer noch brütender Hitze werden die Weintrauben gelesen. Um der heißen Mittagssonne zu entgehen, wird bereits in der Morgendämmerung mit der Lese begonnen. Das heißt, Reihe für Reihe werden die Trauben abgeerntet und in den Kübeln gesammelt. Mit einem Traktor wird durch die Reihen gefahren und die Kübel in eine spezielle Vorrichtung gekippt, die dann wiederum auf einem Anhänger entleert wird.
Es gibt zwischenzeitlich auch Maschinen, die schütteln die Weinreben und saugen alles ab, was sich nicht an der Rebe halten kann. Also außer Weintrauben landen auch Schnecken, Spinnen, Eidechsen und sonstiges Getier auf dem Anhänger und werden zur Weinkellerei gefahren.
Natürlich sind auch bei der Lese von Hand noch Insekten unter den Weintrauben, da aber die Lese von Hand viel langsamer vorangeht, hat die Mehrzahl derer, allen voran die Eidechsen, die Möglichkeit zur Flucht.
Wein selber machen wie anno dazumal
Wenn alle Trauben gelesen sind, werden sie ganz traditionell noch mit den Füßen gestampft. Hier muss nun aber erwähnt werden, dass das Stampfen der Weintrauben mit den Füßen nur deshalb erfolgt, da aus einer geringen Menge selbst Wein hergestellt werden soll. Der Rest der Trauben wird anschließend in die Weinkellerei gefahren. Vor vielen Jahren war das aber noch nicht so, da wurde die gesamte Ernte gestampft und eingelagert. Erst mit Zusammenschluss einiger Winzer wurden die genossenschaftlichen Weinkellereien gegründet. Große Produzenten, wie zum Beispiel die Kellereien Florio, Donnafugata oder Pellegrino und noch viele andere, produzieren ihren eigenen Wein.
Beim Stampfen braucht man aber ordentlich Hornhaut an den Füßen, denn die kleinen Insekten können zwar fliehen, aber die Wespen kommen. Wir zählen es nicht, wie oft die beiden „Stampfer“ gestochen werden.
Wer noch eine geringere Menge Wein herstellen möchte, oder weniger Trauben zur Verfügung hat, der kann seinen Wein noch einfacher herstellen.
Der LKW wird auf eine leichte Schräge geparkt, damit sich der, aus den Trauben gestampfter Saft in einer Ecke sammelt. In der Ecke wird ein Rohr mit Löchern gestellt und ein Schlauch eingeführt. Am anderen Ende des Schlauchs wird durch Ansaugen mit dem Mund der Traubensaft zum Fließen gebracht, um in die bereit gestellten Kanister eingefüllt zu werden.
Die Kanister dienen nur zum Transport. Zu Hause wird der Traubensaft in ein Holzfass gefüllt und in einem kühlen Raum gelagert. Die Lagerung muss frei von unangenehmen Gerüchen erfolgen, denn in dem Moment, wo der Wein anfängt zu gären, nimmt er jegliche Gerüche auf, und zwar sofort, egal, ob gute oder schlechte Gerüche. Deshalb ist es keine gute Idee, ein Weinfass in einer Garage, neben einem Hühnerstall oder ähnlichem zu lagern.
Zuckergehalt bestimmen
Sizilianischer Wein benötigt keinen Zusatz von Zucker. Es gibt genügend Sonne und die Ernte erfolgt natürlich zu dem Zeitpunkt, an dem der Zuckergehalt am höchsten ist, denn aus Zucker wird nach der Gärung Alkohol. Mittels eines Zuckermessers wird der Zuckergehalt festgestellt. Dazu wird in ein Rohr der frisch gepresste Traubensaft eingefüllt und dann den Zuckermesser dazu gegeben. Der Zuckergehalt im Traubensaft bestimmt die Dichte der Flüssigkeit und lässt den Zuckermesser entweder nach oben steigen, oder unten bleiben.
Wir messen bei unserem Traubensaft 18 Grad Zuckergehalt. Das bedeutet, dass nach der Gärung, der Wein einen Alkoholgehalt von 12 Grad haben wird. Die Rechnung für Wein erfolgt so: 18 : 3 x 2 = 12
Der Traubensaft hat nach der Ernte und nach dem Stampfen immer noch fast 30 Grad Celsius. Also ideal, um zügig in den Gärprozess überzugehen.
Umgebung sauber halten
Ein sizilianisches Sprichwort sagt: „A San Martino ogni mosto diventa vino“, aus jedem Most wird an Sankt Martin Wein. So wird also der erste neue Wein am 11. November fertig sein und bereit zum Verkosten.
Wer es bis hier her geschafft hat und erfolgreich seinen eigenen Wein im Keller hat, der muss jetzt aufpassen. Nicht auf den Nachbarn, oder den Ehepartner, der ihn eventuell heimlich wegsaufen könnte? Nein! Dort, wo der Wein gelagert wird, darf auf keinen Fall Essig lagern. Die Sizilianer sagen, dass der Essig regelrecht in den Wein „kriecht“ und aus dem Wein Essig macht, und zwar ziemlich schnell.
In den Weinkellereien wird daher der Boden regelmäßig mit Soda bestreut, da Soda die Gerüche bindet. Da die Winter auf Sizilien nicht so kalt wie im Norden sind, lässt der ein oder andere Hobby-Winzer auch gerne sein Weinfass draußen stehen, um der Essiggärung entgegenzuwirken.