Das Grab von Crispia Salvia in Marsala

Das Grab von Crispia Salvia in Marsala. Man glaubt nicht, was sich doch einzigartiges zwischen hässlichen Mehrfamilienhäusern verbergen kann.

Als ich mich auf den Weg mache, um das Grab von Crispia Salvia zu besichtigen, werde ich von GoogleMaps in das Zentrum von Marsala geführt. Zwischen all den hässlichen Mehrfamilienhäusern sollte das auf Sizilien einzige in seiner Art befindliche Monument der Nekropolo von Lilibeo liegen. Ich bin mehr als misstrauisch, denn außer der schrecklichen Architektur habe ich hier noch nichts von Bedeutung entdecken können.

Dann erst einmal parken und suchen. Vor einem dieser Mehrfamilienhäuser entdecke ich ein typisches gelbes Schild, das auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam macht und schließlich auch ein paar Menschen, die noch etwas verloren herumstehen.

Beim Betreten des Hauses gibt es im Hauseingang tatsächlich einen provisorisch aufgebauten Tisch, an dem ein Herr sitzt und den Eintritt kassiert. An den Wänden hängen ein paar Informationen und Bilder. Ich bin also doch nicht ganz so falsch, aber mein Misstrauen schwindet nicht vollständig. Der Betonbau wird aus den 90er Jahren sein, was also kann es hier schon Sehenswertes geben.

Ich bezahle meine 4 Euro Eintritt und da ich in der ersten Gruppe bin, geht’s auch schon los. Es werden pro Führung nämlich nur 6 Personen plus dem Führer in die Gruft gelassen. Später wird das verständlich, denn viel mehr haben dort auch gar keinen Platz.

Die Grabkammer von Crispia Salvia

Wir steigen vorsichtig die in den Fels gehauenen Stufen hinab, die Stufen sind schmal, dafür aber sehr hoch. Unten angekommen erwartet uns ein Raum, der etwa 25 m² groß ist und vielleicht 1,80 m hoch. Größere Personen müssen den Kopf einziehen und Menschen mit Platzangst sollten sich vielleicht nur die Fotos im Hausflur anschauen.

Uns wird vom Führer erzählt, dass das Grab im Jahr 1994 beim Abriss eines Gebäudes entdeckt wird. Die Gräber waren noch mit den Mumien gefüllt. Es war eine Sensation, denn es wird schnell klar, dass die Grabkammer das bedeutendste Monument der Nekropole von Lilieo ist.

Die Herkunft der Verstorbenen

In der Gruft befindet sich eine Tafel, die sehr viel über die Herkunft der Verstorbenen preisgibt. Es handelt sich um das Grab von Crispia Salvia und ihrem Ehemann Iulius Demetrius. Der Tafel ist zu entnehmen, dass die Frau 15 Jahre verheiratet war und im Alter von 45 Jahren starb. Ihr Name lässt daraus schließen, dass die Frau von adliger Herkunft und bereits einmal verheiratet war. Zum einen dem Geschlecht von Crispius und zum anderen dem Geschlecht von Salvii, die beide Lilibeo zugeschrieben werden, abstammte. Die Herkunft ihres Mannes Iulius Demetrius ist nicht ganz geklärt.

Auf der Tafel ist zu lesen:

CRISPIA SALVIA
VIXIT ANNOS
PLUS MINUS XLV
UXORI DULCISSIMAE
IULIUS DEMETRI
US QUAE
VIXIT CUM SUO
MARITO ANN XV
LIBENTI ANIMO

Die Inschrift aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. nennt als Verstorbene Crispia Salvia, die im Alter von etwa 45 Jahren starb. Ihr Ehemann Iulius Demetrius widmete ihr die Inschrift, in der sie als eine sehr süße Ehefrau (uxori dulcissimae) gewürdigt wird, mit der er fünfzehn Jahre lang in glücklicher Seele (libenti animo) zusammenlebte.

Die Tafel wird von unbekannten Grabräubern zerbrochen. Im Grab ist nur ein Teil der Inschrift sichtbar, der andere, fehlende Teil ist im regionalen archäologischen Museum von Lilibeo ausgestellt.

Wandmalereien

In der Grabkammer befinden sich vier Truhengräber in Nischen gehauen und zwei Arkosolgräber. Die Truhengräber sind an den Wänden reich mit Wandmalereien verziert, wohingegen die Arkosolgräber schmuckos von Bogennischen überragt werden.

Die Grabkammer stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.. Sie wurde im folgenden Jahrhundert und auch im 4. Jahrhundert weiter genutzt, der Zeit, aus der die beiden Arkosolgräber stammen.

Die Gräber sind an den Wänden reich geschmückt mit Wandmalereien. Es sind rote Blumen und männliche Figuren zu sehen, die Wein aus Glasbechern trinken. Ein sitzender Flötenspieler und ein Pfau mit Federkrone, sowie mit Obst gefüllte Körbe.

In der Mitte des Raumes steht ein kleiner Altar. Neben den Gräbern sind im Boden kreisförmige Vertiefungen zu sehen. Es wird vermutet, dass sie Essschalen darstellen.

Ein Besuch, der sich lohnt

Der Führer erzählt noch viel über die Materialien, aus denen die Farben gefertigt wurden und das Leben von damals, sowie über den Fund und die Ausgrabung selbst.

Als wir am Ende der Besichtigung wieder die schmalen Treppen hinaufsteigen und in den nüchternen Flur des Mehrfamilienhauses treten, ist es, als würde ich in eine andere Welt treten, zwar lebendiger, aber trister.

Es ist wie ein Mini-Museum mit einem ganz besonderen Flair, das man unbedingt besichtigen sollte, wenn man zu Besuch in Marsala ist. Und ja, Fotografieren ist erlaubt!

Gemälde mit der Darstellung von fünf Tänzern und einer sitzenden Frau

Gemälde mit der Darstellung von fünf Tänzern und einer sitzenden Frau.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *