Das Mafia-Museum in Salemi. Um das Mafia-Museum besichtigen zu können, durchläuft man vorher von Kunst bis Politik verschiedene Museen.
Eigentlich wollte ich nur ins Mafia-Museum nach Salemi, aber daraus wurde eine intensive Museumstour, die man unweigerlich durchlaufen muss, bis man ins eigentliche Mafia Museum vordringt.
Das Gebäude, in dem sich außer dem Mafia-Museum auch sakrale Kunst, Archäologie, Kims Videothek und ein Brotmuseum befinden, war ursprünglich ein Jesuitenkolleg. Es ist dem Erdbeben von 1968 geschuldet, dass ein Großteil des Gebäudes unbenutzbar macht. Es wird beschlossen, alle Kunstwerke der zerstörten oder beschädigten Kirchen von Salemi unentgeltlich zu verwahren. Erst später kommen die anderen Abteilungen dazu.




Heilige Kunst
Das Museum für sakrale Kunst befindet sich heute im Erdgeschoss des ehemaligen Jesuitenkollegs.
Die Sammlung des Museums umfasst Werke aus einem breiten zeitlichen Spektrum, das von der klassischen bis zur modernen Kunst reicht.





Archäologie
Das archäologische Museum beherbergt Fundstücke, die von der Vorgeschichte bis zum Mittelalter reichen, die im Laufe der Jahre bei Ausgrabungen im Gebiet von Salemi entdeckt wurden: Contrada Pitrazzi, Mokarta, Monte Polizo, Altstadt, San Miceli.
Zu den besonders wertvollen Fundstücken zählen die „Tulpenvasen” aus dem prähistorischen Dorf im Ortsteil Mokarta, die in Monte Polizzo gefundene Capeduncola und der goldene Ohrring mit Löwenkopf, der in der Nähe der normannisch-staufischen Burg von Salemi gefunden wurde.




Ökomuseum für Getreide und Brot
Bisher ging es im Museum ruhig und gemächlich zu. Aber schon im Treppenhaus höre ich seltsame Geräusche. Als ich im obersten Stockwerk ankomme, befinde ich mich im sogenannten Ökomuseum. Das eigentlich schon etwas enttäuschend ist. Denn außer einem schwarzen Laib Brot ist dort nichts brotiges zu finden. Ein paar Tafeln über Getreide und Brotgebilde, das war’s dann aber schon. Wer ein wirkliches Brotmuseum besichtigen will, der sollte sich das Brotmuseum in Salemi besuchen.

Aber woher kommt dieser Lärm? Und dann sehe ich es! Ein “Tischlein-Deck-Dich” über italienische Esskultur, bei der natürlich das Brot nicht fehlen darf. Das finde ich schon sehr witzig!
Risorgimento
Wieder die Treppen runter und weiter geht’s mit Politik.
Das Risorgimento war eine politische und soziale Bewegung im 19. Jahrhundert, die zur italienischen Einigung und Staatsgründung führte. Der Begriff “Risorgimento” (italienisch für Wiedererstehung oder Wiedergeburt) beschreibt die Zeit von etwa 1815 bis 1870, als die italienischen Staaten unter der Führung des Königreichs Sardinien zu einem einzigen Nationalstaat, dem Königreich Italien, vereint wurden.
Das Museum zeigt die Ereignisse, die seit der Revolution von 1848 zur Gründung eines einheitlichen Staates in Form einer konstitutionellen Monarchie unter der Führung von Vittorio Emanuele II. geführt haben.
Es ist in zwei Abschnitte unterteilt, 1848 und 1860, in denen die Dokumentenquellen aus dem historischen Archiv der Gemeinde Salemi systematisch ausgestellt sind und die grundlegende Rolle der Stadt und ihrer Bürger hervorheben, die mit unterschiedlichen Rollen und Funktionen am Risorgimento beteiligt waren.
Im Museum sind auch einige Dokumente, Briefe, Fotografien und Zeugnisse zu sehen, die die Geschichte der Aufstände von 1848 und der Expedition der Tausend bis zur Vereinigung Italiens erzählen.
Das Museum wird durch eine Sammlung von Säbeln, Gewehren, Bajonetten und Trizzalore aus dieser Zeit sowie durch Gemälde bereichert, die einige der „Picciotti” aus Salemi zeigen, die sich Garibaldi anschlossen und ihn bei seinem Unternehmen begleiteten.






Mafia-Museum
Zur Erinnerung: Ich will eigentlich nur das Mafia-Museum besuchen und habe nun schon einen Bauchladen an Museen und Ausstellungen hinter mir und langsam glaube ich, hier gibt es gar kein Mafia-Museum. Aber nach ein paar Ecken und Windungen und Treppen hoch, höre ich wieder ein Geplapper. Jetzt wird’s etwas gruselig, je höher ich die Treppen hoch steige. Denn was mich hier empfängt, das habe ich nicht erwartet.
Die Treppen sind mit Blutrotem Teppich ausgelegt und die Wände sind ausnahmslos schwarz gestrichen. Die Räume sind mit schwarzen, schweren Vorhängen abgehängt und darin befinden sich nummerierte Kabinen mit Guckloch. Ich wage mich also in einen der Räume und aus einer dieser Kabinen kommt der Höllenlärm. Ich schaue in das Guckloch und sehe einen Bildschirm. Als ich eine weitere Türe öffne, schaltet sich auch hier der Bildschirm ein und ein weiteres Video beginnt. Jetzt ist das aber nicht so, dass das Video wieder aufhört, wenn die Türe geschlossen wird, nein, der Vortrag geht in voller Lautstärke weiter. Da ich natürlich auch in die anderen Kabinen schauen will, habe ich in kurzer Zeit ein Videochaos angerichtet, dass nach Ohrstöpsel verlangt.
Ich bin alleine hier, so glaube ich zumindest, denn um mich herum ist alles pechschwarz und niemand zu sehen. Wie auch! Was wäre aber, wenn hier noch mehr Besucher sind? Einfach nur chaotisch! Und ganz ehrlich, wenn sich hier jemand hinter dem schwarzen Vorhang verstecken würde, dann wird er nicht gesehen. Die Damen, die mehrere Stockwerke unter mir am Eingang sitzen würden nicht das geringste davon mitbekommen. Grundsätzlich bin ich kein ängstlicher Mensch, aber hier wird es mir schon leicht blümerant zu mute.
Warum aber wurde das Mafia-Museum gegründet?
Im Mafia-Museum werden Werke, Zeugnisse und Dokumentationen gezeigt, die die Geschichte der Mafia der letzten 150 Jahre erzählen.
Die zehn Wahlkabinen, in denen jeweils verschiedene Aspekte der Cosa Nostra behandelt werden: von Massakern bis zur Beziehung zur Religion, von Einschüchterungen bis zur Verwaltung von Energie und Wasser. Und dann noch das Gefängnis, die Rolle der Familie, die Politik, die Information, das Gesundheitswesen.
Die Videos die in den Kabinen gezeigt werden, sind teilweise brutal, verstörend und gewalttätig und sollten nicht von empfindlichen Personen oder gar Kindern angeschaut werden.
Im Filmsaal „Palermo felicissima”, wird ein echter Bauverstoß nachgestellt. Palermo, wie es durch Bautätigkeiten ohne Baugenehmigung verschandelt wird, die von korrupten Personen geduldet werden und von der Mafia gebaut.
Im Saal der Windräder befindet sich ein Rasen statt eines Teppichbodens. Das Rauschen der Windräder im Wind und das Vogelgezwitscher ertönen durch die Lautsprecher. Es wird die Landschaft nachgestellt, auf der die Windräder stehen, die ebenfalls von der Mafia betrieben werden, ohne Rücksicht auf Gesetze, Eigentum oder Notwendigkeit.
An den Wänden zeigen moderne Ikonografien die durch Windkraftanlagen zerstörten Landschaften, ein Geschäft, in dem sich die Mafia neu erfunden hat und ungestört und still ihre Geschäfte weiterführt. Die Windräder kann man bereits auf dem Weg nach Salemi in großer Zahl sehen.








Kims Videothek
Das Zentrum für unabhängiges Kino „KIM“, ist eine Sammlung von über 38.000 audiovisuellen Produkten (VHS, DVD), die hinsichtlich Umfang, Geschichte und Vielfalt ein weltweit einzigartiges Erbe darstellt. Die Sammlung wurde 2009 von dem koreanisch-amerikanischen Unternehmer Yongman Kim, Eigentümer der größten Videothek für unabhängige Filme in New York, der Gemeinde Salemi geschenkt. Fand jedoch lange Zeit wenig Beachtung seitens der zuständigen Institutionen.
Seit 2015 hat die derzeitige Verwaltung einige begrenzte Maßnahmen zur Wiederbelebung eingeleitet, die einerseits auf die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung durch Veranstaltungen (Filmvorführungen, Vereinsaktivitäten usw.) und andererseits auf die Sanierung der Räumlichkeiten und der Ausstattung abzielen. Bis heute verfügt das Zentrum jedoch nicht über ausreichende technische, finanzielle und personelle Ressourcen, um seine volle Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Im Jahr 2021 wurde im Erdgeschoss des Rathauses ein Infopoint zur Sammlung eingerichtet, an dem Informationen zu den im Archiv vorhandenen DVDs und VHS-Kassetten eingesehen und erhalten werden können.




