Karfreitagsprozession in Trapani 2017. Die alljährlich stattfindende Prozession in Trapani findet immer großen Zulauf bei Touristen und Einheimischen.
Jeden Karfreitag findet in Trapani die Karfreitagsprozession statt. Diese Tradition lebt bereits seit einigen Hundert Jahren und ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Pünktlich um 14 Uhr werden am Karfreitag die heiligen Gruppen aus der barocken Kirche Anime Sante del Purgatorio (deutsch: Kirche des Fegefeuers) in der Via S. Francesco D’Assisi, 33 in Trapani herausgeholt.
Es gibt insgesamt 18 Skulptur Gruppen und zwei Statuen aus Holz, die den Leidensweg und den Tod Christi darstellen. Die Statuen sind aus Holz gefertigt, die Puppen selbst haben Kleider aus Stoff. Der Stoff wurde mit Leim konserviert und damit in Form gebracht, sodass die Struktur des Stoffes sich nicht verändern kann. Diese Statuen wurden zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert in den Werkstätten Trapanis hergestellt. Sie sind verschiedenen Berufsgruppen zugeordnet. Im Bild zusehen, eine der Statuen; die schmerzerfüllte Maria, zugeordnet den Berufsgruppen der Kellner, Barkeeper, Konditoren und verwandte Berufe:
Die Entstehung der Prozession
Die Prozession ist spanischer Herkunft und wurde von der Bruderschaft des kostbaren Blutes gegründet und später von der Bruderschaft von St. Michael weitergeführt. Im Jahre 1974 wurde die Handwerker Union gegründet, die diese Tradition seit dem von ihnen aufrechterhält.
Die Prozession dauert fast 24 Stunden und führt fast ohne Unterbrechung durch die schöne historische Innenstadt mit ihren teils engen Gassen. Die Gruppen werden von Jugendlichen in unterschiedlichen Gewändern angeführt:
Nach diesen folgt eine Musikkapelle oder ein Chor, der die nachfolgenden heiligen Statuen begleitet. Die Musikkapelle spiel extrem traurige Musik und wiegt sich dabei, bei jedem Schritt den sie machen, hin und her. Dies produziert eine ganz besondere, fast gruselige Stimmung. Besonders, wenn es schon dunkel ist, entfaltet diese Prozession eine ganz eigenwillige Atmosphäre.
Die Gruppen halten immer wieder vor den Häusern an und erhalten Geld zur Unterstützung, vor allem die Alten wollen, dass diese Tradition aufrechterhalten wird. Die alten Menschen sitzen auf ihren mitgebrachten Stühlen zwischen den jungen, unruhigen, die eigentlich nur gekommen sind, um Fotos zu machen. Sie kennen den Sinn dieser Prozession nicht mehr. Die Alten aber schauen sich das Treiben in aller Ruhe und Demut an. Sie sitzen, bis sie alle 20 Gruppen gesehen haben und das dauert Stunden…..
Noch ein paar Eindrücke
Hier noch ein paar Eindrücke der unterschiedlichen Gruppen:
Sünden abtragen
Die Träger, dieser wirklich extrem schweren Szenen, sind Ex-Häftlinge, die so auch ihre Schuld abtragen möchten. Im nachfolgenden Bild sieht man, wie viele Personen benötigt werden, um diese Statuen zu tragen. Sie müssen auch ständig Pausen machen, die oft von einer Person bestimmt wird. Die Ankündigung einer Pause erfolgt mit Kastagnetten* geklapper. Kastagnetten bestehen aus zwei schalenförmig ausgehöhlten Muscheln, die normalerweise aus Hartholz gefertigt sind. Mit dem an einem Ende angebrachten Band, das die beiden Kastagnettenschalen miteinander verbindet. Die Muscheln werden an einem Finger, in der Regel am Daumen, befestigt und damit geklappert. Kastagnetten haben nur in Spanien und Sizilien Tradition.
Ab Mitternacht gibt es Wein
…und, da 24 Stunden auch richtig lang sein können, so erzählt uns dann ein netter Ladenbesitzer, gibt es ab Mitternacht Wein zu trinken. Dieser steht schon bereit und wird dann, wie bei einem Radrennen, den vorbei laufenden Prozessionsteilnehmern eingeflöst:
Was in Deutschland ja niemals ginge, ist hier selbstverständlich. Die Geschäfte sind geöffnet. Wem nach dieser ganzen Frömmigkeit nach einem Päuschen zumute ist, der kauft sich mal eben ein Parfüm oder setzt sich in Eins der vielen Lokale die alle geöffnet haben.
Wer jedoch an der Prozession in Marsala teilnehmen möchte, der sollte bereits am Gründonnerstag angereist sein. Denn an diesem Tag wird das Kreuz schon aus der Kirche getragen. Die Darsteller zeigen, wie es damals war, als Jesus viele Male unter der Last des Kreuzes zusammenbrach. Aber egal wo, es ist etwas ganz besonderes und man sollte auf jeden Fall diese traditionsreiche Prozession nicht versäumen.