Die Katakomben von Palermo. Nichts für schwache Nerven, aber wer den Tod als Teil des Lebens sieht, für den wird es interessant.
Auf der Homepage der Kapuzinerkatakomben steht “Voi siete quello che noi eravamo, noi siamo quello che voi sarete.” „Ihr seid, was wir waren, wir sind, was ihr sein werdet.“
Genauer könnte man es nicht beschreiben, was einen in den Kapuzinerkatakomben erwartet. Es ist ein Tunnelgeflecht auf 300 Quadratmetern. Hier werden etwa 2.000 Skelette und mumifizierte Körper aufbewahrt. Dadurch werden die Katakomben von Palermo zur größten Mumiensammlung weltweit.
Sizilianer und im Allgemeinen der Süden von Italien ist sehr gläubig und es wundert daher nicht, dass die Konservierung von Leichen auf Sizilien Tradition war. Heute werden die Toten mehrheitlich bestattet, denn auch schon früher war die Einbalsamierung oder auch natürliche Mumifizierung der Oberklasse vorbehalten, da es kostspielig war.
Die natürliche Konservierung
Es gibt unterschiedliche Arten der Konservierung von Leichen. Die natürliche Mumifizierung und die künstliche Mumifizierung. Auf der Homepage wird genau erklärt, wie die Leichen einer natürlichen Mumifizierung unterzogen werden.
Nach der eigentlichen Bestattung, werden die Körper der Verstorbenen auf ein Sieb gelegt, die inneren Organe entfernt und der Torso mit Stroh oder Lorbeerblätter ausgefüllt, um den Trockenprozess zu unterstützen.
Die Tuffsteinhöhlen, in denen sich die Katakomben befinden, haben von Natur aus eine niedrige Luftfeuchtigkeit und bieten sich daher geradezu für die Trocknung an. Die Leichen bleiben auf den Sieben fast ein Jahr liegen, bis sie die gesamte Flüssigkeit verloren haben und ausgetrocknet sind.
Die künstliche Konservierung
Entweder werden die Leichen in arsenhaltige Bäder oder in Kalkmilch gebadet. Oder mittels Injektionen chemische Substanzen unter die Haut gespritzt und anschließend einbalsamiert. Dieses Verfahren hat das kleines Mädchen Rosalia weltberühmt gemacht und kann heute noch in den Katakomben bestaunt werden, denn sie gilt als schönste Mumie der Welt.
Fotografieren ist nicht erlaubt
In den Katakomben von Palermo ist fotografieren nicht erlaubt, daher muss ich auf die Fotos von Carlo Vannini über Instagram zurückgreifen. Durch Klicken auf die Bilder gelangt man auf seinen Account, der aber nicht nur mit den Bildern aus den Katakomben von Palermo bestückt ist, sondern mit allerlei kuriosem, das mit dem Tod zu tun hat. Vielleicht nicht unbedingt für zarte Seelen geeignet.
Die Geschichte von Rosalia
Die Geschichte von Rosalia erzählt, dass sie am 13. Dezember 1918 ihren zweiten Geburtstag feiern sollte. Dazu kommt es ab nicht, denn sie stirbt am 06. Dezember 1920 an einer Lungenentzündung.
Da es das einzige Kind der Eltern ist und ein Verlust eines Kindes immer sehr schmerzhaft, lassen sie ihr Kind einbalsamieren. Die damaligen Gesetze verlangen, dass ein Toter auch nach einer Einbalsamierung bestattet werden muss, was in diesem Fall nicht geschieht.
Man vermutet, dass die kleine Rosalia deshalb nicht bestattet wird, weil die Eltern aus Sizilien fort ziehen und es daher nicht schaffen, ihr Kind in einer anderen Stadt auf einem Friedhof zu bestatten.
Da die Konservierung so gut gelungen ist und die kleine Rosalia so hübsch anzuschauen ist, wird irgendwann der Leichnam in einen Sarg mit Glasdeckel gelegt, um einen weiteren Zerfall zu verhindern.
Wie kommt man zu den Katakomben?
Nach Palermo kann man von vielen Städten aus bequem mit dem Bus fahren. Am Hauptbahnhof aussteigen und nur in den Bus 109 umsteigen und weiter zu den Katakomben fahren. Diese befinden sich in der Via Cappuccini.
Wer lieber die Metro nehmen möchte, die ebenfalls am Hauptbahnhof abfährt, muss an der Haltestelle „Palazzo Reale-Orleans“ aussteigen.
Öffnungszeiten
Die Katakomben sind nicht durchgehend geöffnet, sondern schließen zur Mittagszeit ihre Türen. Ein Besuch ist zwar von Montag bis Sonntag möglich, jedoch nur von 9:00 Uhr bis 12:30 Uhr und von 15:00 Uhr bis 17:30 Uhr. Der letzte Einlass ist jeweils 20 Minuten vor Schließung, denn ein Besuch wird mit ca. 20 – 30 Minuten angesetzt.