Arbeitssituation auf Sizilien. Ohne Geld ist auch das süße italienische Lebens nichts wert.
Wie auf der Bodenfliese im Beitragsbild zu lesen …“verdammte Hure! Das Leben ist schön“…. das ist im Allgemeinen die Lebenseinstellung der Italiener.
Die Arbeitssituation auf Sizilien* ist ziemlich mies. Daher verlassen viele junge studierte Sizilianer die Insel. Vielleicht aufgrund ihres Studiums haben sie in Italien noch weniger die Chancen eine Arbeitsstelle zu finden. Grund dafür ist, dass sie mit Studium für ein Unternehmen einfach zu teuer werden. Diese schlechten Voraussetzungen treibt Sizilianer in die ganze Welt hinaus. Oft endet eine Urkunde für einen Master ziemlich lieblos:
Niedriger Lohn für schlechte Arbeit
Viele Sizilianer verdienen ihr Geld mit Hilfsarbeiten in der Landwirtschaft. Aber auch da werden die Möglichkeiten immer schlechter, da es viele junge, gesunde und arbeitswillige Rumänen gibt, die für 30 – 50 € pro Tag arbeiten und somit die Einheimischen zu teuer sind. Seit der Migrationsbewegung „Wir schaffen das!“ sind auch die Rumänen zu teuer geworden. Viele Afrikaner sind mit ihren Booten auf Sizilien gelandet und versuchen Fuß zu fassen. Nun sind es die, die für 20 € den ganzen Tag in den stickig heißen Gewächshaus Tunneln arbeiten.
Eine andere Möglichkeit Geld zu verdienen, ein Verkaufswagen der von Haus zu Haus fährt und alles Mögliche verkauft. Ein Supermarkt auf vier Rädern:
Aufgrund der Arbeitssituation auf Sizilien erfinden die Menschen eine Einkommensmöglichkeit. Es gibt welche die mit Alteisen sammeln ihr Geld verdienen, dafür bekommen Sie 5 – 7 Cent pro Kilo Eisen. Für andere Metalle gibt es minimal mehr. Ein guter Nebeneffekt ist, dass diese Metallsammler so automatisch ihren Beitrag für den Umweltschutz leisten, da sie die Gegend säubern. Leider verdient man hier noch kein Geld mit Plastikflaschen oder Glasflaschen, da könnte man tatsächlich reich werden…
Arbeitslosengeld
Mit dem Arbeitslosengeld verhält es sich anders als in Deutschland. Wer hier mindestens sechs Monate gearbeitet hat, bekommt ein Arbeitslosengeld von mindestens 2.400 € – 4.000 €, in Abhängigkeit dessen, was er vorher verdient hatte. Dieser Betrag wird dann in einer Summe sofort ausbezahlt. Findet man sofort wieder eine Arbeit, hat man Glück, andernfalls muss man sich sein Geld gut einteilen, um über die Runden zu kommen. Denn bis man wieder einen Job gefunden hat kann das dauern. Bedauerlicherweise findet man diesen nicht so schnell, denn meistens gibt es im Sommer Arbeit, zum Beispiel in der Landwirtschaft, oder im Tourismus, diese Hauptbereiche sind im Winter aber tot.
Der Drogenkonsum ist in meiner Gegend fatalerweise sehr hoch, bedingt durch die Zukunftslosigkeit der jungen Sizilianer betäuben sich viele. Das Geld das sie für die Drogen benötigen wird oft durch Diebstahl und Einbrüche finanziert.
Ein Bürgermeister ohne Charakter
Der Teil, der sich nicht so schnell unterkriegen lässt, geht surfen oder versucht ein Business aufzubauen. Aber das hat auch so seine Tücken, zumindest bei diesem Bürgermeister im Ort. Vor zwei Jahren hat er eine Aktion für junge Leute bis 35 Jahre gestartet und sie aufgefordert, ein Projekt für ein Geschäftsmodell abzugeben.
Die 10 besten bzw. interessantesten Ideen sollten dann Gelder dafür bekommen. Gesagt, getan, die ersten 10 Teilnehmer hatten dann auch gestaffelt von 5.000 € für den 1. Platz bis zu 1.000 € für den 10. Platz erhalten. Also rein theoretisch erhalten. Bis heute haben aber noch nicht alle die komplette Summe erhalten. Sondern nur einen Teil davon und das aller Tollste, fast alle sind vom selben Bürgermeister für irgend eine Kleinigkeit angezeigt worden und mit einer Strafe belegt worden, die in etwa der Höhe dessen entspricht, was sie Geld bekommen haben. Ein Beispiel dafür, es wurden Blumen außerhalb vom Zaun gepflanzt und nicht innerhalb. Aber in diesem Jahr sind Bürgermeisterwahlen, da können sie es ihm ja wieder heimzahlen.
Nicht erlaubt, aber geduldet wie dieser Imbissstand bei Palermo:
Fantasie ist gefragt
Es gibt aber auch ganz fantasievolle Blüten, die diese Not treibt. An den italienischen Tankstellen kann gewählt werden zwischen selber tanken, oder sich betanken lassen. Der preisliche Unterschied beläuft sich dabei pro Liter Diesel oder Benzin auf bis ca. 1,50 €. Die Tankstellen schließen abends um 19 Uhr und am Sonntag sind sie auch geschlossen. Nun gibt es ganz Findige, die stellen sich nach Feierabend an die Tankstellen und übernehmen die Tätigkeit des Tankwarts, dafür kann man ihnen dann ein Trinkgeld geben.
Eine weitere Einkunftsmöglichkeit ist das Abkassieren von Parkgebühren auf Parkplätzen. Normalerweise wäre das Parken kostenlos und doch steht immer jemand da der die Hand auf hält. In der Regel verlangen sie 1 €. Mir ist das aber allemal lieber, als dass diese Leute auf Diebestour gehen müssen.
Arbeitssituation auf Sizilien
Kurz gesagt, die Politik kümmert sich in Italien einen Dreck um die Not der Menschen und vor allem um die jungen Menschen. Schade, dass dieses Potenzial nicht genutzt wird und das Land auch technologisch so nicht weiter kommt, sondern nur die Schwarzarbeit beflügelt wird und so schließt sich der Kreislauf, keine Steuereinnahmen – kein Geld fürs Volk.
Nachtrag: Seit kurzem gibt es Sozialhilfe
Seit zwei Jahren etwa gibt es Sozialhilfe für die Ärmsten. Aber auch hier gibt es immer wieder Personen, die durch das grobmaschige soziale Netz fallen, weil die erwachsenen Kinder etwa noch zu Hause wohnen. Wie immer gibt es auch hier Kritik, meistens von denen die selbst ein gutes Auskommen haben. Aber so ist das nun einmal in einem Sozialstaat, die Starken helfen den Schwachen.
Lebenshaltungskosten
Details zu den Lebenshaltungskosten kann man hier nachlesen.