Das Brotmuseum in Salemi. In Italien gibt es nur zwei Brotmuseen und eines davon befindet sich in der historischen Stadt Salemi.
Die historische Stadt Salemi kann wirklich mit ein paar Sehenswürdigkeiten aufwarten, die einen Besuch wert sind. Da wären zum Beispiel die Normannenburg, und auch die Keramikwerkstatt, die vor allem für Kunstinteressierte und selbst am Töpfern interessierte, ein Muss ist.
Aber ich möchte heute vom Brotmuseum erzählen. Die historische Altstadt von Salemi scheint wie ein Labyrinth zu sein, das sogar mit Mister Google nicht so einfach zu erkunden ist. Da geht es Treppauf und Treppab den Berg hoch und runter und durch enge Gassen, die so schmal sind, dass sich Breitschultrige seitlich durchschlängeln müssen. Letztendlich wird meine Suche belohnt und ich stehe vor einem alten Holztor, das weit offen steht.
Jetzt will ich da nicht so einfach hineinlaufen und schreie nach sizilianischer Manier ein „permesso“ hinein. Ich zucke zusammen, als vom Balkon über mir ein „avanti“ ertönt. Also hinein in die Geschichte der sizilianischen Brotgebilde.
Rituelles Brot
Beim Brotmuseum handelt es sich nicht um normales Brot, dass man tagtäglich in der Bäckerei kaufen kann. Diese Brote werden teilweise auch heute noch nur zu bestimmten Feiertagen gebacken. Die Geschichte, wie das rituelle Brot entstand, erzählt das Bromuseum auf ihrer Homepage:
„Das Backen von Brot für rituelle Zwecke ist eine sehr alte Kunst, die auf die hellenische Zeit zurückgeht und eng mit dem Fest der Agrargöttin Demeter die der Mythologie zufolge die Menschen in der Kunst des Brotbackens unterrichtete. Der Mythos erzählt, dass der Gott der Unterwelt Hades Demeters Tochter Kore an den Ufern des Pergusa-Sees in der Nähe von Enna entführt hat. Demeter suchte vergeblich nach ihrer Tochter und zerstörte schließlich, blind vor Trauer, die Felder und machte das Land unfruchtbar. Zeus eilte ihr zu Hilfe und erlaubte ihr, Kore wenigstens einmal im Jahr zu treffen. Anlässlich des Festes „Megalartia“ wurde der Demeter Brot in Form eines Hirsches, „Achainai“ genannt, geopfert, um den Schmerz über den Verlust der Tochter zu lindern und gleichzeitig den Schutz der Göttin über die Ernten zu erlangen.
Heute findet man den Hirsch mit christlicher Symbolik auf den Altären von San Giuseppe di Chiusa Scafani (PA)„
Die größte Anzahl von verschiedenen Brotgebilden sind auch heute noch am Josefstag in vielen Kirchen auf Sizilien zu bestaunen.
Das ist der Hirsch, der Ursprung der rituellen Backkunst
Jedes Brotgebilde erzählt eine Geschichte
Das Museum ist nicht groß. Es gibt zwei Räume, die mit den Gebilden ausgestattet sind. Manch ein Gebilde befindet sich in der Gefriertruhe, da die hohe Luftfeuchtigkeit das Brot schimmeln lassen würde. Also wird es konserviert, schließlich hängt noch genug anderes herum, um viele Geschichten erzählen zu können.
Der freundliche Herr legt auch sofort los, kaum dass er die Türe aufgesperrt hat. Man merkt sofort, dass er geübt ist und die Geschichten schon hundertmal erzählt hat. Unterbrechungen ist er nicht gewohnt, denn als ich über das „Schwiegermutter-Brot“ mehr wissen will, da kommt er doch etwas aus dem Konzept.
Das Brot der Verlobten, oder das Schwiegermutter-Brot
Ich möchte nur eine der vielen Geschichten weitererzählen und wähle die vom Brot der Verlobten. An Ostern musste also die Verlobte der Schwiegermutter ein selbstgebackenes Brot schenken. Es handelt sich aber nicht um ein normales Brot, sondern um ein Gesicht, umrandet von einem Kranz. Anhand dessen, wie das Brot gelungen war, konnte die Schwiegermutter sehen, ob ihr Sohn eine gute Hausfrau zu erwarten hatte oder nicht.
Einfach war die Aufgabe sicherlich nicht, denn wer selber backt, der weiß, wie sich Teig beim Backen verändern kann und es nach dem Backen nicht mehr so aussieht wie vorher. Ich kann mir schon vorstellen, dass das für die jungen Frauen kein Vergnügen war, denn schließlich will man es sich mit der zukünftigen Schwiegermutter nicht schon vor der Hochzeit verderben.
Meine Frage dazu war, was denn geschah, wenn das Brot nicht nach den Wünschen der Schwiegermutter war. Da musste der Museumsführer erst überlegen und sagte: „Die zukünftige Schwiegertochter musste es ja nur bringen, sie konnte es also auch von ihrer Mutter backen lassen. Schließlich hatte die mehr Erfahrung.“ …und lacht!
Das beste Brot wird in Salemi gebacken
Der Museumsführer erzählt weiter, dass in Salemi das beste Brot gebacken wird. Nachdem ich fast eine Stunde lang Brot in allen möglichen Formen gesehen habe, finde ich es in der Tat eine gute Idee noch ein Brot zu kaufen. Ich will sehen, ob das nur blabla ist. Gesagt getan schlendere ich in die nächste Bäckerei und sage, dass ich gerade aus dem Brotmuseum komme und man mir gesagt hat, dass es hier das beste Brot gibt. Eigentlich habe ich bis dahin schon genug über Brot und die Backweise gehört und mir hätte es auch wirklich gereicht. Jetzt, da die Bäckersfrau vor Stolz strotzt muss ich mir, ob ich will oder nicht, noch einmal einen Vortrag anhören. Sie erzählt über die Vorzüge des Brotes, das mit Mutterhefe gebacken ist.
Jetzt will ich aber endgültig nichts mehr vom Brot wissen. Weil es im Auto aber so unwiderstehlich lecker nach frischem Brot riecht, esse ich schon während der Fahrt vom Brot. Was soll ich sagen, das Brot von Salemi ist wirklich eins der besten Brote das ich seit langem auf Sizilien gegessen habe.