Es ist ganz einfach, auf Sizilien einen Partner zu finden. Wer nicht weiß, wie, der sollte sich vielleicht an Sant’Onofrio wenden.
In meinem letzten Post habe ich erzählt, dass ich beim Fotografieren für den Post „Manfredi von Trinacria“ direkt von einem Mann angesprochen wurde. Er fragte, ob ich denn verheiratet wäre, da er auf der Suche nach einer Frau wäre. Das hat mich schon auch nachdenklich gemacht und ich wollte dem mal auf den Grund gehen. Mir ist es bereits vor Jahren einmal passiert, dass mich auf Sizilien ein Fremder ohne Umschweife gefragt hat, ob ich ihn nicht heiraten wolle. Es ist ja nun keine alltägliche Frage und irgendwie scheint da doch ein gewisser Mangel an Frauen besteht.
Gibt es einen Frauenmangel auf Sizilien?
Ich mache mich also zuerst einmal gedanklich auf die Suche, ich überlege, ob es wohl daran liegt, dass die Männer ihre Mütter so verehren und deshalb keine Frau finden. Aber den Gedanken habe ich dann wieder verworfen, denn es sind auch die Mädels, die einen Mann suchen und die hängen irgendwie nicht so extrem an ihren Müttern. Oder ist es die plumpe Anmache, die aufgrund ihrer „Plumpheit“ nicht fruchtet?
Ich spreche mit meiner Freundin, sie ist Sizilianerin und kennt sich da aus. Sie hat ihren Mann ganz traditionell beim Tanzen kennengelernt und kennt trotzdem die Geschichte von Sant’Onofrio.
Die Geschichte
Der Legende nach war Sant’Onofrio der Sohn des persischen Königs Teodoro. Onofrio war ein lang ersehntes Kind, aber bei seiner Geburt flüsterte ein Dämon dem König zu, dass sein Sohn die Frucht einer ehebrecherischen Beziehung der Königin sei. Deshalb wurde Onofrio in jungen Jahren vor ein Gericht gestellt und einer Feuerprobe unterworfen. Das Feuer ging aus und er blieb unversehrt. Man gab dem Teufel die Schuld. Obwohl Onofrio glimpfig davon kommt, entschied er sich bald, der Menschheit den Rücken zu kehren und zog in die ägyptische Wüste. Dort lebt er glücklich als Einsiedler. So lebte er in einer Höhle, spärlich mit Laub bekleidet und in Armut und intensiver Religiosität.
Ein Mönch wollte ihn kennenlernen, da er von dem Einsiedler gehört hatte. Er fand es wert, ein Buch über ihn zu schreiben. So sind die Weisheiten über Sant’Onofrio erhalten geblieben und weitergetragen worden. Sant’Onofrio wird auf einem Bild, das in der gleichnamigen Kirche in Palermo verwahrt wird, halb nackt und mit einem langen, weißen Bart dargestellt .

Sprich einfach mit Sant’Onofrio
Sant’Onofrio ist nicht nur der Schutzpatron der Textilhändler und Textilarbeiter. Er wird, wie auch der Schutzpatron Heiliger Antonius angerufen, wenn man etwas verloren hat. Dazu wird ein spezielles Gebet gesprochen. In dem Gebet werden immer seine langen Haare erwähnt. Er scheint für die damalige Zeit schon etwas Besonderes gewesen zu sein – aber nicht nur damals.
Aber Sant’Onofrio kann noch mehr, als nur verlorene Dinge wiederzufinden. Er wird von Studenten angerufen, die Probleme beim Lernen haben und – jetzt kommt’s – und von denjenigen, die einen Ehemann oder Ehefrau suchen.
Dazu gibt es sogar ein Gebet, mit dem Sant’Onofrio angerufen wird. Aber das Gebet wird noch von einem schamanischen* Ritus unterstützt. Man weiß es nicht genau, ob dieser Ritus heute noch durchgeführt wird, denn niemand spricht darüber. Mir wäre es auch peinlich, wenn ich an den Ritus glauben würde.
So funktioniert der Ritus
Der Ritus funktioniert folgendermaßen: Jeden Abend soll man, neun Tage hintereinander, das Gebet für Partnersuchende sprechen und zwischen dem Gebet ein Kinderlied singen. Während man das Kinderlied singt, soll man einen Cent in ein Türschloss stecken. Wenn es wieder herausfällt, wird die Bitte erfüllt. Im 4. Jahrhundert, als dieser Glaube entstand, gab es auch 1 und 2 Centesimi in der italienischen Währung. Partnersuchende sollten sich also glücklich schätzen, dass es Euros und Cents gibt.
Es hört sich wie eine schöne und doch kindliche Geschichte an. Für all diejenigen, die verzweifelt nach einem Partner suchen und für die es die letzte Rettung zu sein scheint, lebt diese Magie immer noch. Da die Italiener und allen voran die Sizilianer sehr abergläubisch sind, wird Sant’Onofrio auch heute immer noch angebetet. Es ist also auch kein Wunder, dass ihm in Palermo eine Kirche geweiht wurde und er sogar der Patron von Palermo ist.
Also wieder einmal mehr ein Grund Palermo zu besuchen und vielleicht auch Sant’Onofrio einen Besuch abzustatten. Die Kirche Sant’Onofrio findet man in der Via Panneria, was soviel heißt wie die „Textil Straße“.
Mein Ergebnis der Recherche
Nach dieser Geschichte kann ich mir vorstellen, dass der ein- oder andere versucht, mit seinem Gebet an Sant’Onofrio etwas bei der Partnersuche nachzuhelfen, indem ohne Umschweife den Nächstbesten fragt: „Willst du mich heiraten?“.