Sizilianische Höflichkeiten

Sizilianische Höflichkeiten. Nach Sizilien auszuwandern und sich heimisch zu fühlen, da gehört nicht nur die Sprache dazu, sondern auch ein paar Höflichkeiten, die man kennen sollte.

Sizilianer sind sehr höfliche Menschen. Oft sind es nur ein paar Floskeln, die wie die DNA im Blut der Sizilianer schwimmen und uns Deutschen aber vollkommen fremd sind. Damit jemand, der nach Sizilien auswandert, sich auch gut und schnell einleben kann, nachfolgend ein paar Tipps in Sachen Höflichkeit.

Grazie. Grazie a te.

Meistens trifft man auf diese freundliche Merkwürdigkeit in Geschäften, aber nicht nur dort. Man hört sie auch oft im Privaten.

Wenn ich zum Beispiel in einem Geschäft bezahle und die Kassiererin mir den Kassenzettel gibt, ein kleines Geschenk des Hauses, eine Tüte oder sonst etwas und ich bedanke mich dafür, dann bedankt sie sich zurück. Also ich sage „Grazie“ und sie sagt „Grazie a te“ – ich danke dir.

Das Gleiche geschieht im Privaten. Wenn ich mich für egal was bedanke, dann kommt von der anderen Seite ebenfalls ein Dank an mich. Andersherum funktioniert das natürlich genauso.

Was ich allerdings feststelle, das es meinem Eindruck nach eine Sache der Erziehung und Bildung ist, denn nicht jeder tut das.

Permesso – Die Erlaubnis eintreten zu dürfen

Die Frage nach dem „permesso“ also nach einer Erlaubnis fragen, findet immer dann statt, wenn man das Haus oder die Wohnung eines Anderen betritt. Das kann auch beim Besuch bei Freunden sein, genauso wenn der Handwerker kommt. Auch er würde nach dem Klingeln und öffnen der Haustüre durch den Hausherrn oder der Hausherrin nach dem „permesso“ fragen, bevor er eintritt. Ohne, scheint es schon fast einem Hausfriedensbruch gleichzukommen.

Wenn die Haustüre schon aufstehen würde, weil man erwartet wird, dann brüllt man trotzdem nach einem „permesso“ ins Haus hinein. Also bevor ein Fuß die Schwelle überschreitet, sollte um Erlaubnis gefragt werden.

Getränke in einer Bar nicht nur für sich selbst bestellen

Wenn man mit mehreren Personen eine Bar betritt, dann bestellt und bezahlt einer für alle. Da gibt es keine getrennte Kasse. Es wäre einfach unhöflich nur für sich selbst zu bestellen.

Das Gleiche wäre, wenn man bereits in einer Bar wäre und auch schon an seinem Espresso schlürft und es kommt ein Freund oder jemand dazu, der einem wichtig ist, dann fragt man was er haben möchte und bestellt und bezahlt für ihn mit.

Schnelles Duzen

Noch vor zwanzig Jahren war Sizilien eine etwas verkrampfte und altmodische Insel. Da galten Regeln, die hätten gut ins Altertum gepasst. Heute sind Sizilianer offen und oft wird man nach dem zweiten Satz geduzt. Je jünger das Gegenüber, desto schneller wird geduzt. Das kann in einem Geschäft von wildfremden Verkäufern passieren, oder an der Strandbar, wo auch immer. Die Sizilianer sind da inzwischen recht unkompliziert und weniger verkrampft als die Deutschen, die das nicht gewohnt sind.

Ich finde das vor allem für Sprachanfänger sehr hilfreich, wenn man sich in der „Du-Form“ unterhalten kann. Es vereinfacht die Sache ungemein.

Gioia

Gioia bedeutet eigentlich Freude, Spaß oder Vergnügen. Als Abkürzung wird auch oft nur gio verwendet. Es wird auch dann eingesetzt, wenn man jemanden besonders gern mag. In diesem Fall wird die Person anstelle ihres Namens mit gioia angesprochen, oft auch in der Verabschiedung.

Eine etwas abstrakte Verwendung habe ich neulich in einer Arztpraxis mitbekommen. Der Patient sollte die Untersuchung selbst bezahlen, da es sich um eine Leistung handelt, die nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Der Patient sagt, dass er die 150 Euro dafür nicht habe. Daraufhin sagt die Ärztin: „Sie können jederzeit wiederkommen, um diese Behandlung machen zu lassen, wir sind da, gioia.“ Die Verwendung in diesem Fall soll Mitleid mit dem armen Kerl verdeutlichen, da er kein Geld hat, um sich diese Behandlung leisten zu können.

Oft wird gioia auch dann angewendet, um die Laune des Gegenübers anzuheben oder einfach nett zu sein, indem man ihn mit gioia begrüßt oder verabschiedet.

Das Wort gioia ist sehr einsatzfreudig. Mit gioia kann man nicht viel falsch machen. Allerdings sollte man es nicht unbedingt bei wildfremden Menschen einsetzen, nur weil sie einem den Weg beschrieben haben, oder ähnliches.

Amore

Amore – Liebe. Mit amore verhält es sich ähnlich wie bei gioia. Wer als amore bezeichnet wird, ist in der Regel nicht die Liebe des Lebens dessen, der ihn so nennt. Der Einsatz ist in meistens derselbe wie bei gioia. Es ist einfach eine nette Bezeichnung für jemanden, den man gern mag.

Ich habe den Eindruck, dass amore und gioia der Mode unterliegen und man deshalb entweder das eine oder das andere öfters hört. Aber, man kann zumindest mit amore nichts falsch machen.

In meiner sizilianischen Anfangszeit sagte eine Touristin aus Mailand zu mir, als sie hörte, wie mein damaliger Freund mich amore nannte: „Schau, er nennt dich sogar amore!“ und war ganz entzückt. Ich betrachtete das eher nüchtern, denn schon damals war mir klar, dass es nichts Besonderes war, denn auch sein Hund wurde so genannt.

Sicherlich ist diese Aufzählung nicht vollständig, aber es sind die Dinge, mit denen man es öfters zu tun hat und sich sicherlich auch von anderen Regionen unterscheiden können.

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