Einst gab es Eierlikör für Kinder und keiner dachte sich was dabei.
Im Veranstaltungskalender haben wir gesehen, dass die Weinkellerei Bianchi eine Verkostung anbietet. An dem imposanten Gebäude fahre ich ja immer vorbei, wenn ich ins Zentrum von Marsala will. Es sieht immer so aufgeräumt und sauber aus, dass ich das Angebot gerne einmal annehmen werde.
Es ist noch nicht spät, aber gerade richtig für einen Aperitif und so legen wir einen Stopp ein. Der Barkeeper erzählt, dass es die Weinkellerei Bianchi schon seit einer Ewigkeit gibt. Bereits Woodhouse hatte um 1773 Marsala-Wein nach England verschifft. Bianchi verkaufte Jahre später auch seinen Marsala im großen Stil nach England und konnte so ein richtiges Imperium aufbauen. Als der Weinpreis einbrach, wollte Bianchi den Laden schließen, die Arbeit lohnte sich nicht mehr für das wenige Geld, dass man dafür bekam. Er hatte für die Schließung des Geschäfts schon alles vorbereitet, die Angestellten waren entlassen und eigentlich wollte er gerade die Türen abschließen. Da kam sein Sohn und erklärte ihm, das man so ein Geschäft nicht einfach schließt, dass war 1950. Er machte weiter und wurde sehr erfolgreich mit Grappas, Branntweinen und Destillaten. Heute führt sein Sohn das Geschäft erfolgreich weiter.
Mirabella
Ein berühmter Likör von Bianchi ist der Mirabella. Da ich eher mehr auf Liköre stehe als auf Grappa habe ich natürlich da zugeschlagen. Meine Begleitung hingegen entschied sich für einen Grappa:
Nun sollte man diesen edlen Tropfen nicht bloß in sich hinein leeren, es gibt dazu noch so etwas wie ein „Vesperbrett“ und dann wird erklärt:
Beim Grappa wird zuerst ein Stückchen Schokolade im Mund zergehen lassen und dann ein Schlückchen Grappa getrunken, so soll die volle Genussexplosion im Mund entstehen. Beim Mirabella hingegen wird zuerst ein Schlückchen Likör getrunken und dann ein Mandelkeks, die typischen Cantuccini gegessen.
Da die Mandelkekse aber steinhart waren, habe ich sie einfach in den Mirabella eingetunkt, so wie man das beim Vinsanto auch macht. Es war bei der Form des Glases zwar eine Herausforderung, aber es ging. Ich weiß nicht, ob der Zucker in den Keksen mich so benebelt hat oder der nachfolgende Eierlikör.
Früher gab es Eierlikör für die Kinder
Während wir unsere Köstlichkeiten schlürfen erzählt uns der Barmann, dass früher die Mütter Eier mit der Gabel aufschlugen und dann etwas Marsala hineingaben. Dieses angeblich nahrhafte Gemisch gab man dann den Kindern, damit sie „groß und stark“ wurden. Ich glaube mich verhört zu haben, Marsala ist hochprozentig! Er lacht und sagt, ja heute macht man das auch nicht mehr, dafür geht man, so wie in Deutschland auch, in den Knast.
Diese Eier-Marsala Mischung wird heute noch angeboten. Das will ich probieren, denn Eierlikör, da könnte ich drin baden, einfach leeeecker.
Der Eierlikör ist weder in der Farbe, noch im Geschmack, noch beim Alkoholgehalt vergleichbar mit der gelben Flüssigkeit, welche sich in Deutschland Eierlikör nennt. Wesentlich mehr Alkohol das merke ich deutlich, der Geschmack nach Ei nur sehr schwach erkennbar, die Farbe ist dunkelbraun und sehr flüssig.
Trotz allem, alles sehr lecker! Zum Abschluss noch ein Foto und dann ab nach Hause, so ein hochprozentiger Aperitif steigt mir halt doch schnell zu Kopfe…
Hi Claudia,
ich habe gerade deine Seite entdeckt. Hört sich echt gut an!
Respekt, jetzt bist du ja schon über 2 Jahre auf der Insel.
Ich wünsch dir nachträglich alles Gute zu deinem Geburtstag!
Grüße
Bernd
Hallo Bernd,
vielen Dank. Freut mich, dass dir mein Blog gefällt. Und auch Danke für deine Geburtstagswünsche 🙂