Nespolo Baum veredeln. Wem die Früchte zu klein sind, der kann mit wenigen Handgriffen, im zweiten Jahr für größere Früchte sorgen.
Nespole oder die Japanische Wollmispel
Süße und saftige Nespole, oder die Japanische Wollmispel, das ist das Obst, welches ab Mitte April auf Sizilien reif ist und nicht nur vom Mensch geliebt wird. Die gelben runden Früchte locken auch die Vögel an, wenn sie die Früchte fressen, dann haben sie den optimalen Reifegrad erreicht. Den Vögeln ist es zwar egal, wie groß die Früchte sind, aber dem Menschen nicht. Der möchte nicht nur süße und saftige Früchte, sondern auch große. Wenn der Baum aber nicht so tut wie der Mensch will, dann kann man Abhilfe schaffen.
Warum man die Früchte in Deutschland nur selten in den Geschäften findet, das liegt wohl daran, dass die Früchte sehr empfindlich sind und ausgesprochen schnell verderben. Aus diesem Grund sind sie nicht für einen langen Transport geeignet.
Die Nespole wachsen in traubenförmigen Fruchtständen und können klein oder eben groß sein. Im Innern der Nespole befinden sich recht große braune Kerne, die einen großen Raum der Frucht einnehmen, es ist verständlich, wenn man deshalb große Früchte haben möchte, um mehr Fruchtfleisch als Kerne zu haben.
Nespolo Baum veredeln
Pino, ein Agrarwirt alter Schule, weiß um die kleinen und großen Geheimnisse in der Pflanzenwelt und ihm schaue ich gerne zu und lasse mir erklären, wie das Veredeln eines Nespolo Baumes gemacht wird.
Die beste Zeit dafür ist, nachdem die Früchte reif und abgeerntet sind, das ist Mitte / Ende Mai. Die Äste, die aufgepfropft werden, sind nur kleine Zweige des Baumes, der die Früchte trägt, die in Zukunft auch dieser Baum tragen soll.
Um dann aus kleinen Früchten große Früchte zu machen, müssen die Äste des Baumes entfernt werden, damit nur noch die Stümpfe der Hauptäste vorhanden sind. Hier sollen in Zukunft die neuen Äste mit ihren großen Früchten wachsen.
Am Hauptstamm lässt Pino zur Sicherheit einen einzigen Trieb stehen, dieser soll dazu dienen, sollten die gepfropften „Äste auf der Krone“ nicht anwachsen, dann könnte er zur Not nur ein Trieb, also das sogenannte Auge pfropfen. Das zeigt er mir noch im Anschluss an einem Beispielast.
Das Pfropfen auf der Krone wird so genannt, weil normalerweise drei Äste eines anderen Baumes um einen Aststumpf herum aufgepfropft werden und es so aussieht wie eine Krone. Pino wird heute aber jeweils nur einen neuen Ast je Stumpf aufpfropfen.
Wenn die Äste abgesägt sind, die Schnittfläche mit einem sauberen Messer* abschaben, also reinigen. Anschließend einen Längsschnitt in die Rinde machen. Da hinein wird der neue Ast geschoben, der eine offene Schnittfläche haben muss, die zwischen Rinde und Stamm eingefügt wird und mit einem Klebeband* fixiert. Wie das alles geht, wird im Video gezeigt.
Die neuen Äste schützen
Wenn auf die Stümpfe die neuen Äste aufgepfropft sind, dann werden sie im feuchtwarmem Klima gehalten. Die Äste sollen so besser anwachsen und auf keinen Fall austrocknen. Pino macht das ganz einfach mit Plastik- und Papiertüten. Zuerst stülpt er eine Plastiktüte über die Äste und anschließend noch eine Papiertüte, die die Wärme halten soll.
So verbleiben die Äste 40 Tage. Danach sieht man sofort, ob die Veredelung ein Erfolg war oder nicht. In der Regel treiben dann die aufgepfropften Äste bereits neue Blätter aus. Sollte das nicht der Fall sein, dann bleibt noch die Möglichkeit ein Auge zu pfropfen.
Das veredeln mit einem Trieb oder einem Auge
Sollte alles schiefgehen und kein einziger dieser auf der Krone gepfropften Äste anwachsen, so bleibt noch die Möglichkeit, ein Auge am „Sicherheits-Ast“ zu pfropfen.
Dazu wird ein Trieb, also ein Auge aus dem Baum, dessen große Früchte später einmal an unserem „Mickerling“ wachsen sollen, herausgeschnitten.
Das ausgeschnittene Auge wird dann am Ast, welcher am Baumstamm belassen wir, eingesetzt. Im Video sieht man, wie Pino das Auge an einem Ast einsetzt. Hierbei handelt es sich nur um einen Beispielast. Der Trieb wird nur dann gepfropft, wenn die Äste auf der Krone nichts geworden sind. Wer also einen Trieb pfropfen will, der müsste das am verbleibenden Ast am Baum machen und darf den dazu natürlich nicht abschneiden.
Eingesetztes Auge
Und so sieht das eingesetzte Auge aus, dass ebenfalls mit einem „Verband“ befestigt wird. Pino hat das schon beim Veredeln von Olivenbäumen gezeigt.
Beim Veredeln ist immer auf Sauberkeit zu achten, schließlich ist eine offene Rinde wie eine Wunde. Wer das und die anderen Tipps beachtet, sollte eigentlich von Erfolg und mit großen Früchten belohnt werden.
Dann also, viel Erfolg.