Il Castello incantato – Das verwunschene Schloss in Sciacca. Nicht immer sieht man sofort das, was man mit einem Namen verbindet.
Il Castello incantato – Das verwunschene Schloss
Wer hier ein prächtiges Schloss erwartet, der sollte nicht nach Sciacca fahren. Wer aber bereit ist, sich auf unerwartetes einzulassen, der ist genau richtig und darf in die Seele eines längst verstorbenen Bauernsohns blicken.
Eine kleine Anlage, die sich lohnt
Wenn man die Kommentare auf Google zum Castello Incantato liest, dann ist alles dabei, von lohnt sich nicht, bis zu wundervoll. Ich will es selbst herausfinden und fahre nach Sciacca. Zum Glück ist die Saison schon vorbei und ich habe wieder einmal das Glück, mich an einem fast Menschenleeren Ort in Ruhe umschauen zu können und meine Fotos zu machen.
In der Anlage gibt es eine kleine Bar, die Snacks und Getränke anbietet und hier kann man auch die Eintrittskarten kaufen. Der Signore ist sehr freundlich und erzählt, weil er gerade viel Zeit hat, dass Filippo Bentivegna, der Gründer dieser Anlage, kein einfaches Leben hatte und dadurch ein schwieriger Charakter entsteht, der nicht ganz in diese Welt passt.
Geboren in einer armen Bauernfamilie und immer wieder auf der Suche nach Arbeit, landete Bentivegna schließlich in Amerika. Schon hier passt er mit seinem Anderssein nicht in die amerikanische Welt. Er findet dort zwar seine Liebe, die ihm aber abspenstig gemacht wird. Diese tiefe Verletzung veränderte sein Wesen zusätzlich und er kehrt wieder nach Sciacca zurück.
Vom ersparten Geld kauft er sich in Sciacca einen kleinen Bauernhof und fängt an zu schnitzen, zu zeichnen und Skulpturen in Stein zu meißeln.
Woher kommt der Name „Das verwunschene Schloss“?
Bentivegna ist so mit seinen Figuren vertraut, dass er ihnen Namen gibt. Schon damals, in seiner Zeit in Amerika fühlt er sich unterdrückt. Dem wehrlosen Gefühl aus dieser Zeit kann er nun endlich begegnen, indem er sich vorstellt, dass diese Figuren seine Untertanen sind und er ihr König ist. So ist es für ihn zu einem Schloss geworden und für alle anderen nicht sichtbar, es ist also verwunschen bzw. verzaubert. Er liebt es Exzellenz genannt zu werden und streichelt so seine geschundene und verletzte Seele.
Es handeln sich hier nicht nur um Gesichter, die der Fantasie von Bentivegna entsprungen sind. Wer sich auf sie einlässt, der kann sehen, wie der Lauf der Erde, die fließenden Schatten die Gesichter verändern und ihnen eine Spur von Lebendigkeit geben.
Auch Olivenbäume werden Teil seiner Fantasie
Aber nicht nur Steinen haucht er Leben ein, sondern auch den Olivenbäumen, die auf den Wiesen seines Bauernhofes stehen, bekommen Gesichter. Dazu ritzt er die Rinde ein und schnitzt in den Stamm Gesichter, die über die Jahre mit dem Stamm verwachsen. Nicht alle Gesichter sind auf den ersten Blick zu erkennen.
Das Material
Auf seinem Grundstück stehen Hunderte von Skulpturen, die manchmal größer und manchmal kleiner sind, aber alle sind aus Stein. Es gibt auf dem Gelände im oberen Teil mehrere Höhlen, aus denen Bentivegna sein Material heraus schlägt, um daraus ein neues Gesicht zu meißeln. Wie beeindruckend diese Höhlen sind, kann man im Video anschauen:
Bentivegna hat nicht nur versucht, seine seelischen Blessuren mit dem Erschaffen von Skulpturen zu lindern, er hat in seinem Bauernhaus auch die Wände mit Wolkenkratzern bemalt, die an seine Zeit in Amerika erinnern.
Auch wenn die Anlage nicht besonders groß ist, so ist sie doch beeindruckend. Ein bisschen verrückt muss dieser Bentivegna schon gewesen sein, um in über 40 Jahren so ein Lebenswerk zu erschaffen.
Noch was zum Schluss
Übrigens, Parkplätze gibt es so gut wie keine vor der Anlage.
Außerdem sind die steinigen und von vielen Schuhen bereits glatt geschliffenen Wege sehr rutschig. Die Wege sind nicht nur rutschig, wenn sie nass sind, sondern auch in trockenem Zustand. Also auf gutes Schuhwerk achten.