Steuern bezahlen ist wie ein Hürdenlauf

Steuern bezahlen ist wie ein Hürdenlauf. Steuern bezahlen ist wie ein Hürdenlauf, man braucht viel Ausdauer und gutes Schuhwerk. Denn es kann unter Umständen viele Hürden geben, bis man am Ziel ist.

Was tut man nicht alles für seine Kunden. Vor allem, wenn man denkt, das geht razzfazz. So dachte ich jedenfalls, als mich meine Kundin fragt, ob ich für sie nachfragen könnte, wie viel sie an IMU zu bezahlen hat. Die IMU ist die Steuer auf Immobilien und ist eine Bringschuld. Man bekommt vom Staat also keine schriftliche Aufforderung dafür, so wie das in Deutschland ist, sondern man muss sich selbstständig darum kümmern.

Gesagt, getan gehe ich also ins Büro CAF. CAF, so nennt sich in ganz Italien das Zentrum für steuerliche Unterstützung. Da stehe ich also vor über zwei Jahren im Monat April, beim ersten Mal noch vermummt, mit Maske und dem Kaufvertrag unter dem Arm, vor der Türe des CAF-Büros und erkläre, was ich benötige. Man lässt mich erst gar nicht ins Büro eintreten, sondern wimmelte mich direkt ab und sagt, die Quote liegt noch nicht vor.

Die Quote legt jede Gemeinde jährlich fest und bestimmt so die Höhe der IMU. Da die Gemeinde Petrosino aber nicht nur langsam ist, sondern manchmal unerträglich langsam und fast schon als phlegmatisch eingestuft werden kann, dauert die Festlegung der Quote immer etwas länger. Ich versuche mein Glück im Mai nochmal, aber mit dem gleichen Ergebnis.

Da meine Haupttätigkeit aber nicht der Besuch des CAF’s ist, habe ich das erst einmal vergessen. Bis zum nächsten Jahr also.

Und wieder das gleiche Spiel: Besuch im CAF – Quote liegt noch nicht vor – Besuch im Caf – Quote liegt noch nicht vor und so weiter. Auch die Anmerkung, dass mir das im letzten Jahr schon gesagt wurde, interessiert nicht. Es nervt einfach. Also erst mal vergessen und sich auf wichtigeres konzentrieren, bis halt wieder ein Jahr vorbei ist.

In diesem Jahr aber gehe ich erst im Juni ins Büro CAF und siehe da, die Quote liegt vor. Und was sagt mir dieser Typ? Total unbegreiflich für ihn, dass das Grundstück inzwischen vor 2,5 Jahren gekauft wurde und immer noch keine IMU bezahlt wurde? Da muss ich ihm halt auch sagen, dass ich ja ständig weg geschickt wurde. Später wurde mir erzählt, dass ich bedauerlicherweise immer den dümmsten aller Angestellten in dem Büro erwischt habe und die Geschichte leider so enden musste.

Also sitze ich da und erkläre ihm, was der Ort, die Straße und der Name meiner Kundin ist, denn schon Umlaute bringen ihn zur Verzweiflung beim Eintragen der deutschen Namen in sein italienisches System. Ich sage ihm, dass ich auch eine IBAN benötige, denn meine Kundin wohnt im Ausland. Ja, sagt er, kein Problem, sie kann mit Bank oder Post bezahlen.

Nach fast einer Stunde rausche ich aus dem Büro, froh zu sein, endlich diesen Wisch zu haben. Ich fühle mich echt erleichtert endlich das Versprechen eingelöst zu haben. Allerdings dauert das Gefühl nicht lange an, denn zu Hause angekommen, stelle ich fest, dass auf all diesen Blättern keine IBAN zu finden ist. Ich spüre es genau, es fängt in mir schon wieder leicht an zu brodeln…

Neuer Versuch auf der Gemeinde

Am nächsten Tag vermeide ich es noch einmal das CAF aufzusuchen und gehe direkt zur Gemeinde. In dem Glauben, dass es ganz schnell geht, parke ich mein Auto mit Hund im Schatten, lasse alle Fenster auf und stelle ihm noch ein Eimerchen mit Wasser vor die Nase. Nur schnell an der Pforte die IBAN erfragen, bin gleich wieder da, so verabschiede ich mich von meinem Hund.

Nix da! Nach ein paar Irrungen und Wirrungen stehe ich endlich in einem Büro, vor einem Typ, der unaufhörlich darüber meckert, dass sein Kollege einfach Urlaub macht und ihn alleine, mit all der Arbeit, sitzen lässt.

Ich sage ihm, bei mir geht es ganz schnell, ich brauche nur eine IBAN. Er meint, nein, ich brauche ein F24! Man, sage ich, bei euch ist auch alles so kompliziert, was ist denn ein F24! Hört sich im ersten Moment wie ein Ferrari an, einen F24 – wow! Ich lege ihm also den ganzen Wisch vom Vortag unter die Nase und er fängt an zu tippen, ein F24 ist also ein Formular. Der Buchstabe F steht nicht für Ferrari, aber gut, der Beamte tippt auch nicht so schnell wie ein Ferrari, eher wie ein alter Fiat Panda. Beim Tippen stellt er immerhin fest, dass seit 2,5 Jahren noch keine IMU bezahlt wurde. Ich erkläre ihm von meinen vergeblichen Versuchen im CAF und er sagt, OK, kein Problem, er stellt mir sämtliche Belege, auch für die vergangenen Jahre aus und betont, dass meine Kundin keine Strafe bezahlen muss. Sie hat nun eine Woche Zeit, die Steuern zu bezahlen. Wenigstens was, denke ich.

Langsam werde ich unruhig, mein Schnuffi ist im Auto. Also erwähne ich nochmal, dass ich eine IBAN brauche. Auch hier bekomme ich wieder gesagt, ja klar, meine Kundin kann mit Bank oder Post bezahlen. Mit weiteren fünf zusätzlichen Ausdrucken verlasse ich nach fast 45 Minuten das Büro und eile zum Auto. Mein Hund ist noch wohl auf und das Auto steht auch noch im Schatten – zum Glück.

Langsam reißt mir der Geduldsfaden

Zu Hause angekommen schaue ich mir das Formular genauer an und stelle wieder einmal fest, dass es KEINE IBAN gibt! Also jetzt habe ich aber endgültig die Nase voll. Damit keine Personen zu Schaden kommen, unternehme ich an diesem Tag für diese IBAN erst einmal nichts mehr. Wenn das so weiter geht, dann wird es unmöglich die Steuer in einer Woche zu bezahlen.

Am nächsten Tag vermeide ich einen Besuch im Rathaus und rufe an. Nachdem trotz wiederholter Versuche niemand ans Telefon geht, schreibe ich eine E-Mail an die Adresse, die auf der ersten Seite der Homepage steht und was passiert? Die E-Mail kommt als Fehlermeldung zurück, Adresse nicht gefunden. Den ganzen Wust hänge ich an eine neue E-Mail an und schicke diese an die E-Mail Adresse, die ich bisher immer für meine Müllbeschwerden benutzt habe plus einem unfreundlichen Schlusssatz.

Ich erzähle das meinem Kollegen, der hat zurzeit einen guten Draht zum Bürgermeister. Als dieser hört, dass eine Deutsche in seinem Ort ein Grundstück an eine Ausländerin verkauft hat, bekommt er irgendwie Angst. Denn ihm erschließt sich nun überhaupt nicht mehr, warum ich eine IBAN benötige und lädt mich kurzerhand für Montag zu einem Gespräch ein. Sehr mutig, finde ich.

Letzte Chance vor dem Termin

Bevor ich zu einem Kundentermin aufbreche, will ich es noch einmal versuchen, eine IBAN von der Gemeinde zu bekommen. Also schnell an der Pforte vorbei, direkt in das Büro, in dem ich bereits vor zwei Tagen war. Was ich hier vorfinde, ist nicht der Beamte, sondern eine Baustelle. Das fängt ja schon gut an, denke ich.

Also zwei Stockwerke hoch und welch Überraschung! Da steht plötzlich die Sekretärin des Bürgermeisters vor mir. Sie kennt mich schon von meinen vorherigen Besuchen und von vorgestern. Ich sage zu ihr, dass ich immer noch eine IBAN brauche. Sie schleift mich ins nächste Büro und endlich habe ich einen gut gelaunten und fähigen Mann vor mir.

Nach kurzer Diskussion wird klar, dass ein Code, der auf den Formularen der Gemeinde aufgedruckt ist, bei einer italienischen Bank der Ersatz für eine IBAN ist, jedoch bei einer ausländischen Bank nicht funktioniert. Er ist erstaunt, denn seiner Meinung nach ist Deutschland doch so fortgeschritten, was mir nur ein Lachen entlockt. Ja ja, Deutschland lebt noch immer von seinem guten Ruf, der aber mit der Wirklichkeit nichts mehr gemein hat. Er druckt mir daraufhin zwei DIN A4 Seiten voll mit IBAN’s aus und sagt, dass sie für jede Steuer oder Strafe eine andere IBAN haben. Also die Müllgebühren, Wassergebühren, Strafen und was weiß ich noch alles, kommen jeweils auf ein extra Bankkonto.

Ich kann es nicht fassen! Nach mehr als 2,5 Jahren habe ich es endlich geschafft, die Höhe der IMU zu erfragen und eine passende IBAN dazu.

Übrigens, auf meine E-Mail an die Gemeinde habe ich bis heute noch keine Antwort bekommen! Und den Termin beim Bürgermeister habe ich abgesagt, auf das Termin-Angebot komme ich bestimmt zurück, wenn ich ein neues Problem habe.

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