Was passiert mit der Stagnone von Marsala

Was passiert mit der Stagnone von Marsala. Es gibt bei den Marsalesern Befürworter und Gegner des Kiter Hypes in der Stagnone.

Die Stagnone ist ein besonders geschützter und zeitgleich beliebter Ort. Seltene Vögel nisten dort und auch die Geschichte hat in der Stagnone ihre Spuren hinterlassen. Gleichzeitig wird die Stagnone in der Kiter-Szene immer beliebter, denn vor allem Anfänger finden das flache Wasser praktisch. Doch passen Naturschutz und Sport zusammen?

Legambiente ist eine italienische Umweltschutzorganisation, die sich für den Naturschutz in unterschiedlicher Form einsetzt. Heute findet ein Flashmob zum Thema Stagnone statt, den die Legambiente Marsala-Petrosino organisiert. Da möchte ich unbedingt teilnehmen, denn mich interessiert, was mit der Stagnone geschehen soll.

Die Kiter finden die Gegebenheiten in der Stagnone toll, das flache Wasser, da die Lagune durch die umliegenden Inseln vom offenen Meer geschützt ist und trotzdem Wind. Die Immobilienbesitzer finden die Kiter toll, da sie Geld bringen und das nicht schlecht. Sie können ihre Immobilien teurer vermieten als an anderen Orten in der Gegend. Wer seine Immobilie verkaufen will, kann inzwischen Preise verlangen, die an die Preise auf der Insel Favignana heranreichen. Die Preise sind nicht zuletzt getrieben von der Nachfrage durch die Kiter selbst.

Da es immer zwei Seiten gibt, gibt es natürlich auch die Gegner, nämlich die, die die Stagnone schützen möchten. Die Flora und Fauna und das unter Naturschutz stehende Gebiet, im welchem sich die Kiter immer mehr ausbreiten.

Die versunkene phönizisch-punische Straße in der Stagnone existiert nicht mehr

Wie es manchmal im Leben so läuft, kommt das Unerwartete zur rechten Zeit. Kurz vor der Veranstaltung wird mir von einem Anwohner erzählt, dass die phönizisch-punische Straße, also eine historische und geschichtsträchtige Straße in der Stagnone, die eine Verbindung für die Eselskarren von Sizilien zur Insel Mozia war, nicht mehr existiert. Bei Nacht und Nebel werden die Steine entfernt, damit das Boot, welches für viel Geld zum Aperitif in der Stagnone einlädt, ungehindert passieren kann.

Auf Wikimapia kann folgende Informationen zur versunkenen phönizisch-punische Straße nachgelesen werden:

Die aus dem Nordtor kommende Straßenachse wurde mit einer künstlichen Straße fortgesetzt, die die Insel mit der Landzunge von Birgi auf dem Festland verband. Die Straße, die etwa 1,7 km lang und etwa 7 m breit war, so dass zwei Wagen nebeneinander fahren konnten, ist in Teilen erhalten und steht derzeit aufgrund des steigenden Meeresspiegels unter Wasser. Sie wurde auf einem an der Basis etwa 12,50 m breiten Schotterbett gebaut, das mit unregelmäßigen Steinplatten (40 cm bis 60 cm breit) bedeckt ist, und wird von 45 cm hohen Leitplankenwänden flankiert.

Die Straße wurde um die Mitte des 6. Jh. v. Chr. im Zusammenhang mit der Verlegung der Nekropole auf die Landzunge von Birgi gebaut (wo man Körpergräber mit monolithischen Sandsteinsarkophagen oder Truhen mit Steinplatten gefunden hat, die zwischen dem 6. und dem Ende des 5. Jh. v. Chr. datiert werden können) (ff…)“

Bild: GoogleMaps

Unser Informant will, dass wir diese Information an die Legambiente weitergeben, denn der Anwohner selbst hat das Unglaubliche erst vor wenigen Tagen entdeckt, als er zum Fischen hinausfahren wollte. Sollten die Mitglieder von Legambiente es nicht glauben, bringt er sie mit dem Boot selbst dorthin.

Der Flash Mob

Mich interessiert, was mit der Stagnone geschehen soll. Schließlich will ich meinen Kunden sagen können, ob es sich noch lohnt eine teure Immobilie in der Stagnone zu kaufen oder eher nicht. Also bin ich gegen 18 Uhr an dem Ort in der Stagnone, an dem der Flashmob stattfinden soll.

Weit und breit ist niemand zu sehen. Der sonst von Touristen stark frequentierte Ort leert sich, das Büro nebenan schließt und die fliegenden Bars klappen ihre Läden zu. Mir scheint das alles etwas unorganisiert und mache mich nach einer Weile wieder auf den Weg zum Auto. Da sehe ich ein paar Personen, wie sie ihre Fahnen aus dem Auto holen. Also frage ich nach, ob hier die Veranstaltung der Legambiente stattfinden soll und tatsächlich ist die Freude groß, dass noch jemand daran teilnehmen will.

Ich frage direkt nach, warum diese Veranstaltung an einem Ort gemacht wird, an dem niemand mehr ist. Das macht doch keinen Sinn, schließlich möchten sie doch etwas erreichen. Mir wird gesagt, dass es sich ja um einen Flashmob handelt und hier kommen ja noch Leute vorbei.

Ich blicke mich um und sehe ein paar Menschen vorbeijoggen und ein paar wenige Autos passieren. Vermutlich sind es sogar Kiter, die in der Nähe untergebracht sind, oder gar die Personen, die sich für einen Aperitif mit Rundfahrt in der Stagnone angemeldet haben. Aber richtig interessieren tut sich niemand für die Veranstaltung und damit bleibt es bei etwa 10 Teilnehmern.

Wie geht es mit der Stagnone weiter?

Ich sage, warum ich hier bin und was mich interessiert. Mich interessiert aber nicht nur der Immobilienmarkt, ich bin tatsächlich sehr an der Natur und dem Naturschutz interessiert. Man sagt mir, dass Legambiente schon einiges erreicht hätte, die Kiter in der Stagnone haben Auflagen bekommen, ab wie viel Meter vom Ufer weg sie erst ihren Schirm in ganzer Länge steigen lassen dürfen und noch andere Auflagen, aber eigentlich dürften sie in der Lagune nicht kiten. Da ich schon einen Kitekurs in der Stagnone absolviert habe, kommt mir das ganze wenig praktikabel vor. Für mich sind das typische Entscheidungen von Menschen, die am Schreibtisch sitzen und eigentlich nicht den Mut haben, konkrete Entscheidungen zu treffen.

Die Information über die versunkene phönizisch-punische Straße hat sie dann aber doch vom Hocker gehauen, oder besser aus ihrer Komfortzone. Sie möchten sich sofort darum kümmern und selbst mit dem Boot hinfahren, um zu schauen, wie die Situation tatsächlich vor Ort ist.

Ich bin gespannt, wie das Thema mit der Stagnone und den Kitern weitergeht und werde sie verfolgen.

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