Das Desaster mit den Vornamen. Eins ist klar, je mehr Vornamen jemand hat, desto mehr Probleme sind ihm sicher.
Lang ist’s her, noch vor der Corona-Virus-Pandemie fängt meine Story an, die aber während der Pandemie noch ein glückliches Ende findet. (Nachtrag: Heute, 1. Februar 2021, befinden wir uns immer noch in der Pandemie!)
Damals, vor vielen vielen Jahren als ich geboren wurde, da wurde mir zu meinem Rufnamen ein weiterer Name angehängt. Als zweiten Vornamen bekam ich den meiner Oma väterlicherseits verpasst, sozusagen gab es den als Zugabe. Als Kind schämte ich mich fürchterlich für diesen zweiten Namen Hermine und benutzte ihn auch nicht. Heute ist er ja Dank Harry Potter* nicht mehr so schrecklich.
Das waren aber Dinge, die ich als Kind als unangenehm empfand, heute hat mir dieser Name eine andere Katastrophe beschert.
Es ist zum wahnsinnig werden
Wieder einmal geht es um die Dokumente für mein Haus. Als mich mein Ingenieur anruft, ich solle doch mal vorbeikommen, da bin ich davon überzeugt, dass ich heute das letzte Mal sein Büro betreten muss. Ich hoffte endlich die lang ersehnten Dokumente in Händen zu halten.
Also nix wie hin, Treppe hoch hetzen und zack, da stehe ich vor ihm. Er grinst mich an und fragt, ob ich eigentlich einen zweiten Vornamen habe? Ja klar, sage ich etwas verwirrt, warum? Dann hält er mir eine Kopie meines italienischen Personalausweises hin und meines Deutschen. Er zeigt mit dem Finger auf den Namen in meinem italienischen Personalausweis und da steht hinter dem Namen Claudia nichts mehr. Ich, schon ziemlich sizilianisch geworden, was solche „Kleinigkeiten“ angeht, frage ihn, wo denn das Problem ist. Er sagt, für das italienische Amt handelt es sich hier um zwei verschiedene Personen. Eine Person die Claudia mit Vornamen heißt und die andere die Claudia Hermine heißt!
So, jetzt wusste ich es auch, ich wurde von irgend einem Amt zu einer gespaltenen Persönlichkeit gemacht, einfach so, ganz schnell und unbürokratisch. Interessanterweise ganz ohne ärztliches Attest! Super dachte ich, aber es wurde gar nicht so super, denn der Ingenieur klärt mich auf, dass ich einen neuen italienischen Personalausweis brauche. Die andere Möglichkeit wäre, dass ich meinen zweiten Vornamen in Deutschland streichen lasse. Dann brauche ich aber einen neuen deutschen Personalausweis. Ziemlich niedergeschlagen verlasse ich sein Büro und mich verlässt auch die Hoffnung auf ein schnelles Ende meines Dokumentendramas.
Das Desaster mit den Vornamen
Ich überlege, ob mir der Name Hermine eigentlich wichtig ist, schließlich wurde ich als Kind ständig ausgelacht. Auch sonst hat er mir noch nie einen Vorteil gebracht. Auf der anderen Seite war er aber auch ein Teil von mir. Wenn ich ihn behalten will, dann muss ich aber nach Südtirol fahren, in die Heimatstadt meines Vaters*. Normalerweise sollte ich aber nach Stuttgart aufs italienische Konsulat, aber da habe ich schon meine negativen Erfahrungen gemacht. Da will ich nicht mehr hin. Wie ich so abwäge, entscheide ich mich doch, es zuerst mit einem Anruf auf dem Landratsamt zu versuchen. Dort will ich hören, wie schnell ich meinen zweiten Vornamen denn loswerden könnte.
Der Herr am Telefon sagt mir, dass man seinen Namen nur aus wichtigem Grund streichen lassen kann. Ein wichtiger Grund wäre zum Beispiel psychische Probleme. Oh nein, denke ich, glücklicherweise habe ich keinen Schaden davon getragen und erzähle ihm mein Problem. Er meinte, das wäre nur Bequemlichkeit meinerseits und kein wichtiger Grund. Als Bequem, sah ich es überhaupt nicht an den italienischen Personalausweis erneuern zu müssen. Denn die bevorstehende Odyssee* hatte ich deutlich vor Augen.
Meine Reise ins Nirwana beginnt
Ich rufe also bei der Gemeinde in Südtirol an, dort wo ich meinen italienischen Personalausweis erneuern lassen will und meinen zweiten Vornamen ins Familienregister eintragen lassen muss. Als Antwort bekomme ich, dass mein Personalausweis noch bis Oktober nächsten Jahres gültig sei und man mir vorher keinen neuen Personalausweis ausstellen darf. Ich sage, OK, dann verliere ich ihn eben und komme dann mit der polizeilichen Verlustmeldung. Glücklicherweise war man hier nicht so rigoros und die Dame sagte, ich kann auch ohne Verlustmeldung kommen. Sie schauen dann, was sie machen können. Prima denke ich, Weihnachten geht es eh nach Deutschland, dann reise ich von dort aus nach Südtirol*. Denn von Palermo aus gibt es keine Flüge nach Südtirol, die es mir erlauben einen Mietwagen zu nehmen. Die Öffnungszeiten der Autovermieter in Verbindung mit dem Flugplan sind einfach nicht machbar.
Es vergehen einige Monate bis es endlich Weihnachten ist. Aber dann im neuen Jahr, da will ich mit dem Zug nach Südtirol fahren. Von Ravensburg nach Bozen kostet es rund 100 € eine Fahrt. Von Bregenz in Österreich kostet eine Fahrt mit Sitzplatzreservierung und allem Pipapo 30 €. Bregenz* ist von Ravensburg gerade mal 45 km entfernt, kann mir das mal einer erklären? Also starte ich, klarer Fall, von Bregenz und finde mich ab Innsbruck bis Bozen wieder im Zug der Deutschen Bahn wieder.
Für meinen Besuch im Rathaus habe ich einen Termin vereinbart, das Desaster mit dem vermaledeiten Vornamen muss endlich ein Ende haben, damit auch alles glattläuft. Meine Unterlagen habe ich dabei und dann dauert es eine Stunde bis mein zweiter Vornamen eingetragen ist, sämtliche Formulare ausgefüllt und unterschrieben und ich mit einem neuen italienischen Personalausweis aus dem Rathaus trabe.
Die Beamtin klärt mich darüber auf, dass es bis vor 20 Jahren den Beamten überlassen gewesen war, zu entscheiden, wie viele der Namen er im Personalausweis eintragen möchte. Da es aber deswegen mehrfach Probleme gab, erließ die Regierung ein Gesetz, dass man alle Namen eintragen muss. Da mein Pass noch nicht mal 10 Jahre alt ist, fragte sie sich allerdings auch, warum nicht nach dem schon damals gültigen Gesetz gehandelt wurde und nur ein Vorname eingetragen wurde.
Mein Leidensweg geht weiter
Das Desaster mit meinem Vornamen ist noch nicht vorbei. Im nächsten Beitrag geht es weiter, immer noch ausgelöst von dem Vorhandensein meines zweiten Vornamens.