Die Piazza Pretoria in Palermo, besser bekannt als Piazza della Vergogna. Ein etwas skandalöser Platz, der viel Gerede auf sich zog und ein dunkler Punkt in der Geschichte war.
Wer Palermo besucht und durch die Straßen schlendert, der kommt unweigerlich an der Piazza Pretoria vorbei. Besser bekannt als Piazza della Vergogna, also dem Platz der Schande. Für uns in der heutigen Zeit bestaunt man die Marmorstatuen, und die Größe des Brunnens auf dem doch recht kleinen Platz. Nichts, von dem ruft in unseren Augen Schande hervor.
Der Platz hat seinen Namen vom Stadtpalast, dem „Pretorio“, der mit dem gleichnamigen Brunnen den ganzen Platz überragt. Pretorio war in römischer Zeit der Ort, in dem Gerichte residierten und Richter Recht sprachen.
Um 1573, als ein palermitanischer Senator den Brunnen kauft, sind die Einwohner wohl noch nicht sehr an nackte Statuen gewöhnt. Man sieht es den Statuen teilweise auch an, dass die Darstellung der Nacktheit von Kunst in der Öffentlichkeit noch nicht gang und gäbe ist. Manche Statuen haben Schleifen vor den Genitalien, oder eine Hand bedeckt die Scham. Die Einwohner Palermos finden, dass der Brunnen ein Brunnen der Schande sei und nennen den Platz kurzerhand in den Platz der Schande um, also in die Piazza della Vergogna.
Da der Brunnen vor dem Gerichtsgebäude steht und schon damals die Palermitaner nicht das größte Vertrauen in die Richter und ihre Ehrlichkeit haben, bleibt der Platz für lange Zeit das Symbol für Korruption.
Die Legende von der Königin Giovanna
Vielleicht kennt der ein oder andere noch das Kinderspiel* des Flüsterns. Dem ersten Kind wird etwas ins Ohr geflüstert, dieses flüstert das, was es gehört hat, dem nächsten Kind zu und so weiter bis zum letzten Kind. Das letzte Kind sagt dann laut, was bei ihm angekommen ist und das Ergebnis hat meistens nichts mehr mit dem Ursprung des Gesagten zu tun.
So scheint es sich auch bei der Erzählung über die Königin von Neapel, Giovanna D’Anjou zugetragen zu haben. Angeblich neigt sie in Liebesbeziehungen zu außergewöhnlichen Vorlieben und lässt keine Gelegenheit einer wilden Vögelei aus. Damit verkörpert Giovanna das Laster in Persona und ist Zielscheibe wilder Spekulationen.
Aus diesem Ruf wird die Legende geboren, die besagt, dass Giovanna einst, von einer rasenden und unbändigen Begierde gepackt, auf die Idee kommt, einen Hengst auszuprobieren. Dieser Akt verschafft ihr angeblich nicht die gewünschte Befriedigung. Die Statue im Brunnen, die eine Frau neben einem Pferd darstellt, hat die Legende von den Ausschweifungen der Königin Giovanna d’Anjou genährt.
Es ist jedoch bekannt, dass Cavalli (auf Deutsch: Pferde) der Name eines berühmten Hofarchitekten war, dessen Nachname wahrscheinlich die abschätzige Fantasie der Bevölkerung beflügelt und vermutlich, wie bei dem Kinderspiel zu dieser Legende führt.
Auf dem Weg* zu anderen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel dem Castello dello Zisa oder auch dem Mercato delle Pulci kann man einen Abstecher zur Piazza Pretoria machen. Es lohnt sich.