„Non c’è legge“, es gibt kein Gesetz! Stimmt das?

„Non c’è legge“, es gibt kein Gesetz! Stimmt das? Es gibt keine Gesetze auf Sizilien! So die Aussage vieler Sizilianer. Aber ist das wirklich so?

In meinen Posts handelt es sich oft um schöne Plätze auf Sizilien, die man unbedingt besuchen sollte, leckeres Essen und vieles, das Appetit auf Sizilien macht. Aber es gibt auch eine dunkle Seite an Sizilien, die will ich auf keinen Fall verschweigen. Denn jemand, der wirklich nach Sizilien auswandern will, der sollte auch davon erfahren. Nämlich von der gesetzlosen Seite Siziliens. Daher will ich einmal von einem ganz normalen Sonntag auf Sizilien erzählen.

„Non c’è legge“, es gibt kein Gesetz! Stimmt das?

Von vielen Sizilianern höre ich immer wieder „non c’è legge“, was so viel bedeutet wie; es gibt kein Gesetz oder Recht! Es hört sich fast an, als sei Sizilien der wilde Westen, oder besser gesagt, der wilde Süden. Wenn man sich so umschaut, was so alles passiert, dann kann man schon den Eindruck gewinnen, dass es hier keine Gesetze gibt. Aber es gibt Gesetze, und zwar nicht nur eins, sondern ganz viele, vermutlich so viele, dass sich niemand mehr darum kümmert. Und tatsächlich, es ist den Sizilianern wurscht, schnurzegal, scheißegal, Gesetze werden nämlich einfach ignoriert. Genau! Und genau deshalb könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass es keine Gesetze gibt.

Heute erzähle ich einmal von einem ganz normalen Sonntag auf Sizilien.

Sonntag ist Ruhetag

Sonntag ist Ruhetag, meiner zumindest, wenn keine Kunden da sind. Aber Sonntag scheint nur mein höchst persönlicher Ruhetag zu sein, Sizilianer kennen das vermutlich nicht.

Da sitze ich noch an meiner zweiten Tasse Kaffee und freue mich, dass das Wetter schön ist und herrlich warm. In meine Gedanken mischt sich plötzlich ein Geräusch. Ich horche auf und erkenne das Geräusch sofort wieder. Mein Nachbar, der gerade seine alte Bruchbude renoviert, hat pünktlich um 8 Uhr seine Betonmischmaschine angeworfen. Da Sonntag ist, wird er „nur“ bis 14 Uhr arbeiten, ich kenne das schon.

Das monotone Geräusch kann ich aber ausblenden, es ist kein gepiepe oder wieder dieser nervige Gockel meiner Nachbarin, der weder einen Wochentag noch eine Uhrzeit kennt und schon um 5 Uhr morgens anfängt zu krähen, dann, wenn es noch alle schlafen. Ich habe ihr schon gedroht, dass ich aus dem, für sie bald Suppe kochen werde.

Jetzt wird noch der Traktor rausgeholt

Mein Nachbar zur anderen Seite hat einen Traktor, da sind die Räder fast so groß wie ich hoch bin. Die offene Garage von seinem Traktor ist gleich neben meinem Garten. Man kann sich vorstellen, was der für einen Lärm macht. Zwischenzeitlich ist es 13:30 Uhr und es weht eine leichte Brise aus dem Norden. Die Brise bringt die Abgase des Traktors direkt zu mir auf die Veranda. Salvatore, so heißt der leidenschaftliche Traktorfahrer liebt sein Spielzeug heiß und innig. Mit seinem Traktor dreht er nicht nur sonntags seine Runden, sondern auch unter der Woche spielt er gerne daran herum und lässt den Traktor auch mal nur so laufen. Vielleicht, weil Salvatore den Motorenlärm so gerne hört, oder die Abgase so gerne schnüffelt, wer weiß das schon.

Jedenfalls holt Salvatore seinen Traktor aus der Garage, und geht eine Runde Ackern. Ich kann den Acker von meiner Veranda aus sehen und der Wind trägt den Abgasgestank und den Lärm dank des Nordwinds bis zu mir. Das muss ich etwa eine Stunde aushalten, bis…

ja, bis…

…bis der Hobbygärtner nebenan fertig ist, oder ihm geht auch der Traktorlärm auf die Nerven. Jedenfalls füllt er, bevor er nach Hause geht, sein altes Ölfass mit Plastikmüll und zündet den Müll an. Wie schon gesagt, der Wind kommt aus dem Norden und bläst auch hier den ganzen Rauch und Gestank in meine Richtung.

Jetzt taucht meine hart gesottene* Nachbarin bei mir auf und beschwert sich auch über den Gestank. Sie sagt, es ist ja nicht nur heute so, im Sommer mussten sie sogar aufhören mit Tomaten pflücken, weil sie den Gestank nicht mehr aushalten konnten. Denn bedauerlicherweise befindet sich das Tomatenfeld ganz in der Nähe dieser selbst gebauten Verbrennungsanlage.

Einen entspannten Nachmittag in der Hängematte kann ich also vergessen!

Zum Einschlafen noch etwas Musik

Als wenn ich an diesem Sonntag nicht schon genug aushalten muss, dröhnt noch die Musik von irgendwoher zu mir herüber. Die Musik ist so laut, dass ich auf meiner Dachterrasse mittanzen könnte. Es muss auch ein Meister am Lautstärkenregler stehen, denn er dreht die Musik im Wechsel von dröhnend auf Ohrenbetäubend. So, als ob er damit der Musik einen besonderen Touch verleihen will. Also wieder alle Türen und Fenster schließen, sonst flippe ich aus.

Warum sagt denn niemand was?

Ja, warum sagt denn niemand was. Meine Nachbarin zum Beispiel, die keine Tomaten mehr pflücken kann, weil es so nach verbranntem Plastik stinkt? Weil sie den Auftrag zum Ackern am Sonntag gegeben hat. Der, der ackert kann sich auch nicht über den Baulärm beschweren, obwohl er gegenüber wohnt, denn schließlich ackert er ja. Der, der das Haus renoviert, kann sich auch nicht über den Brandgestank beschweren, zum einen macht er selber Lärm und wer weiß schon, ob er für den Umbau eine Baugenehmigung hat. Und der, der das Plastik verbrennt, den lassen wir mal beiseite, schließlich ist Plastik verbrennen auch kein Kavaliersdelikt.

Sich nicht um Gesetze zu kümmern und ohne Strafe davonzukommen hat durchaus seine Reize. Jeder hat Dreck am Stecken und wird deshalb nichts über den anderen sagen. Sizilianer können viel aushalten, aber sie können auch ordentlich austeilen.

Ich sage natürlich auch nichts, denn ich bin die Deutsche und ich weiß, dass man Deutschland nicht nach Sizilien bringen kann und ich weiß auch, dass die Sizilianer ein unbiegsames Volk sind.

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